Die Abgeklärten

Die Basketball-Profis der San Antonio Spurs besiegen die Cleveland Cavaliers im NBA-Finale klar mit 4:0. Das letzte Spiel der Serie gewinnen sie mit 83:82. Vielleicht fällt deswegen die Meisterfeier der Texaner etwas verhalten aus

BERLIN taz ■ Als die Schlusssirene in der „Quicken Loans Arena“ in Cleveland ertönte, da war die 61. NBA-Saison zu Ende. Und das mit einem unerwartet souveränen Titelgewinn der San Antonio Spurs, die sich gegen den Überraschungsfinalisten Cleveland Cavaliers mit 4:0-Siegen durchsetzten. Nach 1999, 2003 und 2005 gab es nun die vierte Meisterschaft für die Texaner. Damit befinden sie sich in illustrer Gesellschaft, denn nur die Boston Celtics (16 Titel), Los Angeles Lakers (14) und Chicago Bulls (sechs Titel) konnten bisher mehr als drei Meisterschaften vorweisen.

Dennoch: Die so nüchtern und eher unspektakulär spielenden Spurs mit den ganz Großen in eine Reihe zu stellen, fällt schwer. Zu ergebnisorientiert, zu langweilig ist vielen Fans der Stil der Mannschaft von Trainer Gregg Popovich, der ebenso wie sein wichtigster Mann, Flügelspieler Tim Duncan, bei allen vier Meisterschaften dabei war. Ganz anders waren damals die Emotionen, als die Chicago Bulls um Legende Michael Jordan in den Neunzigern jede Meisterschaft zelebrierten, ebenso die Los Angeles Lakers zur Jahrtausendwende mit ihrem extrovertierten Star Shaquille O’Neal, der sich auch im letzten Jahr mit den Miami Heat die NBA-Krone aufsetzen konnte. Ein Fest für jeden Reporter und Fotografen – Bilder für die Ewigkeit gab’s da genug. Jetzt aber, am Donnerstag, waren echt erinnerungswürdige Bilder eher selten. „Die Umkleidekabine der Spurs war zwar ein glücklicher Ort, aber kein Vergleich zur feucht-fröhlichen Siegesfeier der Miami Heat vor einem Jahr“, berichtete Chris Sheridan vom US-Sportsender ESPN. „Kommt es nur mir so vor, oder haben die Spurs kein Interesse an einer Meisterfeier?“, kommentierte ein User auf der Internetseite des renommierten Slam-Magazins. Spötter behaupten gar, Hollywoodstar Eva Longoria, stets in der ersten Zuschauerreihe zugegen, sei während der Spiele öfter im TV zu sehen als ihr Angetrauter, Guard Tony Parker, und die ganze Mannschaft zusammen. In einer Umfrage auf sportsillustrated.com bewerten gar knapp 25 Prozent der Leser die Texaner als „erfolgreiches Team ohne Gesicht oder Persönlichkeit“. Ganz so weit mochte Russ Bengston von Slam nun doch nicht gehen. Allerdings „sollte die Trophäe für den besten Spieler der Finalserie an Matt Carroll gehen, damit würden sie es ein wenig interessanter machen“.

Caroll spielt für die Charlotte Bobcats, die meilenweit selbst von den Playoffs entfernt waren. Die Auszeichnung ging indes an Tony Parker, der auch im letzten Spiel der Finals der beste Spieler der Texaner war und 24 Punkte erzielte. DAVID-EMANUEL DIGILI