… JENS-HOLGER KIRCHNER?
: Das Sommerloch füllen

Da isses wieder. Lange mussten wir darauf warten, so ziemlich genau ein Jahr: das Sommerloch. Es ist ein Phänomen, aber eines, dass sich leicht erklären lässt. Das Sommerloch ist so etwas wie eine fünfte Jahreszeit, und es verschafft Leuten wie Jens-Holger Kirchner ein bisschen Aufmerksamkeit. Sogar hier an diese Stelle hat es der grüne Bezirksstadtrat aus Pankow nun geschafft.

Kirchner profitiert vom allsommerlichen Mangel an Themen. Die Parlamente sind in der Sommerpause, die politischen Schwergewichte in Urlaub. Schnell bringt sich die zweite Reihe in Position und lässt vom Stapel, was sie schon längst mal in der Zeitung gedruckt sehen wollte. Kirchner, der sich bereits als Kastanienallee-Sanierungs-Befürworter wenig Freunde machte, will nun die gesamte Innenstadt zur Parkzone erklären – kein kostenfreies Parken mehr innerhalb des S-Bahn-Rings, unabhängig von tatsächlichem Parkplatzmangel.

Kirchner argumentiert, dass der Parkraum für Anwohner freigehalten werden soll. Die müssen für ihre Parkberechtigung zwar auch zahlen, aber darum geht es dem Leiter der Abteilung Öffentliche Ordnung nicht. Auto fahrende Berufspendler und Besucher von Szenelokalen sind ihm ein Dorn im Auge.

Der Grüne erhält allenthalben Gegenwind – ein für das Sommerloch typischer Reflex. Besonders stark allerdings ist der Widerspruch aus den eigenen Reihen. „Keinesfalls“ sei Kirchners Vorstoß die Position der Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast, ließ ihr Sprecher verlauten. Klar, wer Parkplätze sucht, ist meist volljährig – und damit wahlberechtigt.

Vielleicht hat Kirchner aber auch nur die halbe Innenstadt gemeint. Als 2010 in seinem Zuständigkeitsbereich Prenzlauer Berg 450 Parkscheinautomaten aufgestellt werden sollten, waren es beim Starttermin gerade mal halb so viele. TLA Foto: Archiv