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: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am heutigen Montag startet das Café Morgenrot eine interessante Filmreihe (mit anschließender Diskussion), in der der deutsche Kolonialismus thematisiert wird. Noch immer glauben ja selbst linke Deutsche, dass der deutsche Kolonialismus weitaus weniger schlimm gewesen wäre als der englische, der belgische oder der französische, auf den man gern mit dem Finger zeigt. Dabei lassen die Toten des „Boxeraufstandes“ oder die ermordeten Herero die Deutschen eben nicht besonders gut aussehen. Aber bekanntlich sind ja Opa und Uropa nie dabei gewesen. Am Donnerstag wird in der K9 erneut über den Rechtsextremismus in Friedrichshain informiert, den es ja laut Kiezpatrioten gar nicht so richtig gibt. Doch NPD, freie Kameradschaften und auch Deutschmädelgruppen sind alles andere als nur ein Hellersdorfer Problem. Am Freitag führt das Seminar für angewandte Unsicherheit im Rahmen eines „Kameraspaziergangs“ durch den S-Bahnhof Friedrichstraße und macht auf seine Überwachungskameras aufmerksam. „Who’s gonna babysit the babysitters?“, fragte Jello Biafra, als er noch klar im Kopf war – das Seminar für angewandte Unsicherheit zumindest gibt sich Mühe, dies zu tun. Treffpunkt ist vor der Post (16 Uhr). Am Freitag beginnen auch um 17 Uhr die Linken Buchtage 2007 im Mehringhof. Über drei Tage wird hier über Rassismus und Krieg gesprochen, über Nazis und Antifaschisten, über Punk und Gender, über die Linke nach dem G-8-Gipfel und die Hoffnungen, die von lateinamerikanischen Halbdiktatoren ausgehen. Es lesen und diskutieren unter anderem: Dietrich Kuhlbrodt, Susan Arndt, Frieder Otto Wolf, Raul Zelik, Birgit Schmitt, Wolfgang Seidel, Kolja Mensing und viele, viele andere. Zudem stellen ein paar Dutzend linker Verlage ihr Programm vor. Das genaue Programm findet sich unter www.linkebuchtage.de.

Kolonialismus: Café Morgenrot, Kastanienallee 85, Mo., 19 Uhr

Rechtsextremismus: K9, Kinzigstr. 9, Do., 19.30 Uhr

Kameraspaziergang: S-Bhf. Friedrichstr., Fr., 16 Uhr

Linke Buchtage: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Fr.–So.