berliner szenen Metro-Baisse

Vor der Nationalgalerie

Sonntagnachmittag. Gnadenlos brennt die Sonne auf die Terrasse der Neuen Nationalgalerie. An der Hitze ändert auch der kleine thematische Weihnachtsmarkt anlässlich der Ausstellung französischer Meisterwerke aus dem New Yorker Metropolitan Museum hinter dem Gebäude nichts. In den Büdchen kann man Firlefanz wie Kühlschrankmagneten oder Klarsichtmäppchen erwerben. Dazu gibt es Latte Macchiato, plus Sitzkissenausleihe.

Die jungen VerkäuferInnen in ihren blau-rot-weißen T-Shirts wirken wie lebende Luftpostsendungen – allerdings ohne Adresse. Denn es ist nichts los. Obwohl oder vielleicht gerade weil die merkantile Infrastruktur im Vergleich zum MoMA-Spektakel vor drei Jahren erheblich aufgerüstet wurde, herrscht rings um den Mies-van-der-Rohe-Bau gähnende Leere. Dies zeitigt merkwürdige Effekte: Eine Dame möchte uns Karten für eine Führung verkaufen, die sie vor Monaten im Internet gebucht hat. Doch sie findet keine Abnehmer und beginnt schließlich damit, die Karten wahllos zu verschenken.

Ein paar Schritte weiter versuchen zwei schmucke Mädchen in Hotpants angeblich im Auftrag eines Hotels sogenannte V.I.P.-Tickets an ahnungslose italienische Touristen zu verticken. Auch diese Eintrittskarten stammen aus Vorverkaufskontingenten, die aus Angst vor langen Schlangen reißenden Absatz fanden. Die deutlich teureren Karten berechtigen zum unverzüglichen Besuch der Ausstellung durch einen gesonderten Eingang. Ohne Wartezeiten machen sie aber keinen Sinn. Das verschweigen die beiden Hotpants ihren Opfern. Was den Genuss des folgenden Ausstellungsbesuchs schmälert. Wie der Verzweiflungsakt, mit dem sich uns schließlich auch noch ein Flammkuchenverkäufer in den Weg stellt. KITO NEDO