Linke Szene ist noch im Rostock-Fieber

Tausende demonstrieren für den Erhalt der zwangsversteigerten „Köpi“. Die Teilnehmerzahl ist ungewöhnlich hoch

Der Geist von Rostock wirkt offenbar nach: Zehn Tage nach den großen Protesten gegen den G-8-Gipfel sind am Samstag rund 3.000 DemonstrantInnen durch die City-West gezogen. Hedgefonds oder Klimawandel wurden auf den Transparenten zwar nicht thematisiert, dafür aber die Repression gegenüber G-8-GegnerInnen, die bereits verurteilt sind oder denen noch Anklagen drohen. Den TeilnehmerInnen ging es zudem um den Erhalt des autonomen Wohn- und Kulturzentrums „Köpi“ in Mitte.

Begonnen hatte der Protestzug am Nachmittag auf dem Adenauerplatz. Eigentlich wollten die Demonstranten an den Büros des angeblich neuen Eigentümers des „Köpi“-Geländes vorbeiführen, der das Grundstück Anfang Mai aus immer noch mysteriösen Gründen deutlich unter Verkehrswert ersteigert hatte. Die Polizei verbot den geplanten Streckenverlauf jedoch. Vor einer Filiale der Commerzbank am Nollendorfplatz kam es zu Auseinandersetzungen zwischen DemonstrantInnen und Polizei. Während die Sicherheitskräfte Pfefferspray einsetzten, wehrten sich einzelne DemonstrantInnen mit Holzlatten. 18 Personen nahm die Polizei nach eigenen Angaben wegen Landfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt vorübergehend fest.

Weitgehend ohne Zwischenfälle verlief eine weitere Demonstration zum selben Thema am späten Abend in Kreuzberg. Der Protestzug, an dem etwa 750 Teilnehmer teilnahmen, verlief weitgehend friedlich. Die Polizei berichtet von vereinzelten Flaschenwürfen, sieben Menschen wurden festgenommen.

Die linksradikale Szene in Berlin ist seit dem G-8-Gipfel ausgesprochen aktiv. Fast täglich kommt es zu Aktionen wie Farbanschlägen. FLEE