UNTERM STRICH

Kunst als Möglichkeit, Kritik an bestehenden feudalen Strukturen zu üben, hat in München eine lange Tradition. Der bfg (Bund für Geistesfreiheit) München führt diese mit dem Frechen Mario, dem Preis für religionskritische Kunst, auf humorvolle Weise fort und prämiert Werke, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Bei der heutigen Preisverleihung, zu der der bfg München, die Giordano Bruno Stiftung, die Kulturbühne Hinterhalt und 84 GHz in die Seidlvilla einladen, kann der erste Preis nicht überreicht werden: Der Preisträger reichte sein Werk anonym ein mit der Begründung, dass sein Arbeitergeber, die Kirche, absolut humorlos sei und ihm deshalb die Entlassung drohe. Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro wird in diesem Jahr vom IBKA, dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten, gestiftet und von Réne Hartmann an die anderen Preisträger überreicht. Anwesend ist auch ein Sprecher der Münchner FDP, die jüngst einen Vorstoß zur Abschaffung des immer noch existierenden Blasphemieparagrafen 166 gemacht haben.

Bei archäologischen Grabungen in Berlin-Mitte sind Überreste des Grauen Klosters aus dem Mittelalter entdeckt worden. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sagte, dass Fundamente des Kapitelsaals, ein Feldsteinfundament und eine Wand des inneren Kreuzgangs, Pfeilerfundamente des Kreuzgangs und Bodenbeläge ausgegraben wurden. Die Archäologen stießen zudem auf nachträgliche Einbauten, einen Treppenturm aus der Neuzeit und alte Leitungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, sagte Lüscher. Mit den Grabungen kamen ebenfalls Steingut, Steinzeug, Reste von Ofenkacheln und Tongefäßen ans Tageslicht. Die Grabungen, deren Kosten 90.000 Euro betrugen, seien archäologisch und stadtgeschichtlich sehr bedeutsam, so Lüscher. Neben dem Grauen Kloster der Franziskaner in der historischen Mitte Berlins hatten die Dominikaner in Cölln eine weitere Klosteranlage. Aus dem kulturellen Gedächtnis der Stadt waren beide Stätten weitgehend verschwunden. Weiterführende Grabungen sind laut Lüscher nicht geplant, weil diese größere Flächen in Anspruch nehmen würden. Damit würde die Nutzung des Areals als Grünfläche beeinträchtigt. Erste Hinweise auf das Franziskanerkloster finden sich in den Jahren 1249/1250. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude und die Klosterkirche zerstört und die Reste zwischen 1959 und 1961 abgeräumt.