STEFAN REINECKE ÜBER DIE ISRAEL-KRITIKER IN DER LINKSPARTEI
: Selbstgerechte Fundis

Zwei Politikerinnen der Linkspartei haben den US-amerikanischen Israel-Kritiker Max Blumenthal nach Berlin geladen, um die Kriegsverbrechen Israels in Gaza anzuprangern. Blumenthal zitiert auch gern mal zustimmend den Ausdruck „Judäonazis“. Unterstützt wurde die Veranstaltung von einer Gruppe, die zum Boykott Israels aufruft. Dieses Tribunal sollte am 9. November, dem Jahrestag der „Reichspogromnacht“ 1938, stattfinden.

Mit seriöser Kritik der israelischen Regierungspolitik hat das nichts zu tun. Es ist eine geschichtsignorante Provokation – die Erinnerung an den NS-Terror soll durch Identifikation mit den heutigen Opfern der israelischen Politik übermalt werden.

Solche Inszenierungen von Opferkonkurrenz sind der Treibstoff, der den Nahostkonflikt so unlösbar erscheinen lässt. Sie eskalieren, wo mentale Abrüstung gefragt ist. Für Deutsche verbieten sich solche Gesten eh.

Gregor Gysi hat diese Veranstaltung zum Glück gestoppt. Linksfundis, stets empörungsbereit, hielten das für Zensur und sorgten dafür, dass Blumenthal im Bundestag Gysi durch den Flur jagen konnte.

Die Linken Inge Höger und Annette Groth reklamieren für sich treuherzig Antifaschismus, Engagement für Unterdrückte und fühlen sich im Besitz gusseiserner Wahrheiten. Höger trug schon mal ein Halstuch, auf dem eine Landkarte des Nahen Ostens gedruckt war – ohne Israel. Falls die Linkspartei ernst genommen werden will, sollte sie sich von solchen lernunfähigen Sektierern trennen.

Daniel Barenboim hat kürzlich im Guardian mehr Druck auf Israel gefordert. Gerade Deutschland müsse sich stärker für einen palästinensischen Staat einsetzen. Das ist vernünftig und klug. Die Linkspartei-Fundis indes diskreditieren genau die Sache, die sie zu vertreten glauben.

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