Blumen und Böses im Brauhaus

Wort-wörtlich am klassischen Text: Die Kooperation von Uni und Theater bringt faszinierende Blüten hervor

Was geschieht, wenn Theater und Uni kooperieren? Zum Beispiel das: Der abgedunkelte Raum des Brauhauskellers wird nur durch zwei Scheinwerferkegel erhellt. Zwei Damen, in Kostüme des 19. Jahrhunderts gekleidet, treten ins Rampenlicht: Lola Soulier und Henriette Cejpek rezitieren aus den „Fleurs du Mal“.

Der Gedichtband – zu deutsch „Die Blumen des Bösen“ – ist das Hauptwerk des französischen Lyrikers Charles Baudelaire. Als es 1857 erschien, war es extrem umstritten. Die Zensur schritt ein. Es kam zum Prozess. Sechs Gedichte wurden verboten. Und Baudelaire fasziniert noch heute. Gebannt lauschten rund 50 Hörer dem wortgewaltigen und ausdrucksstarken Vortrag des französischen Originals und der deutschen Übersetzung. Dann treten Elke Richter und Christiane Solte-Gresse neben die beiden Schauspielerinnen. Die Romanistin und die Literaturwissenschaftlerin stellen das Gesamtwerk und den Lebensweg Baudelaires im zeitgeschichtlichen Kontext dar. Zwei Gedichte analysieren sie en détail: „Die Blinden“ und „Der Schwan“. Eindringlich betonen sie den Kontrast zwischen Schrecklich-Bizarrem und Schön-Abstraktem im Werk. Ihre Begeisterung steckt an.

Der exquisite Abend zu den „Blumen des Bösen“ ist Auftakt der Reihe „Wort wörtlich“, die das Theater gemeinsam mit der Uni Bremen veranstaltet. Dass die unterschiedlichen Sichtweisen von Geisteswissenschaftlern und Bühnenleute sich vorzüglich ergänzen, haben beide Partner bereits mit der fast zweijährigen Reihe „Supertext“ bewiesen: monatliche Lesungen zeitgenössischer Autoren.

„Wort wörtlich“ basiert auf derselben Kooperation. Die Reihe solle Nicht-Literaturwissenschaftler für klassische Texte begeistern, sagt Mit-Initiatorin Sonja Bachmann. Sie ist leitende Schauspieldramaturgin des Bremer Theaters. Noch: Zum Team des neuen Intendanten Hans-Joachim Frey gehört sie nicht.

Unklar ist, wie der die Kooperation weiterführt. Aber die Verbindung zur Uni zu kappen, steht laut Theater-Sprecher Frank Schümann nicht zur Debatte: Sie soll sogar intensiviert werden. Eine glaubwürdige Ankündigung: Die bisher lose Kooperation mit der Hochschule für Künste hat Frey gerade erst verfestigt. Mit Rektor Manfred Cordes besiegelte er am Donnerstag die Einrichtung eines „Internationalen Opernstudios“: Ein postgraduate-Programm, das jährlich bis zu zehn SängerInnen eine „hochqualifizierte Berufsvorbereitung“ ermöglichen soll.

anna steffen

Weitere Termine: 25. 6. Cervantes: Don Quijote, 7. 7. Schiller: Die Räuber, 9. 7. Klassiker der Sprachwissenschaft. Jeweils 20.30 Uhr, Brauhauskeller