Der Sommer für die Stars

Es ist Sommer, was man auch daran merkt, dass wieder reihenweise diejenigen Musikstars ihre Aufwartung in der Stadt machen, die bereits etwas länger im Geschäft sind. Am Montag kommt beispielsweise Gianna Nannini („Latin Lover“) in die Columbiahalle, die gern als italienische Rockröhre annonciert wird und von der letzthin vor allem deswegen einiges zu lesen war, weil sie Mutter einer Tochter wurde, mit 54, Ende des vergangenen Jahres. Außerdem erinnert man sich vielleicht noch an ihre mit Edoardo Bennato gesungene Hymne zur Fußball-WM 1990 „Un’ Estate Italiana“ (was dann ja letztlich zu einem deutschen Sommer in Rom wurde). Am gleichen Abend singt auch Morrissey in der Zitadelle, der wiederum auf die Frage, ob er Fußballfan sei, mal antwortete, er wäre ein besessener Fan, würde man statt eines Balles (den damaligen Premierminister) Tony Blair herumkicken. Und am Dienstag tritt Cyndi Lauper, reihenweise Hits in den Achtzigern mit ihrem „Girls Just Want to Have Fun“ vorneweg, im Admiralspalast auf. Von ihr gibt es statt dem Fußballbezug mehr von einer engeren Beziehung zum Wrestling zu berichten.

Das sind nun alles Namen, von denen man selbst dann schon mal gehört hat, auch wenn man sich eigentlich nicht oder nur am Rand mit Musik beschäftigt und gerade deswegen möglicherweise sogar die eine oder andere Platte bei sich stehen hat, von Lauper, von Nannini, und von Morrissey in diesem Zusammenhang eher nicht und stattdessen vielleicht dafür ein Album von Khaled, dem Superstar des Rai, dieser algerischen Funkmusik, der spätestens mit seinem Hit „Aicha“ dafür sorgte, dass so in der Mitte der Neunziger in den Mediamärkten die eine oder andere Rai-CD auch in Kassennähe zu finden war. Musste man dann halt nur noch zugreifen.

Viele Berührungspunkte zwischen Rai und Nannini-Rock gibt es nun wirklich nicht. Aber so eine nur am Rand interessierte und aus Zufälligkeiten wie Trends und Stapelware erstellte Musiksammlung ist ja eben meist deutlich weniger borniert in der Auswahl als die des musikbewussten Indiehörers, der sich ja schon ums Gesamtwerk der Smiths, der Erweiterung ins Solowerk von Morrissey und den sonstigen Verästelungen in diesem Bereich kümmern muss und nicht auch noch auf den Pop aus dem Maghreb hören kann.

Im Oktober 2009 sorgte Khaled übrigens als UNO-Botschafter für den Anstoß zum WM-Qualifikationsspiel zwischen Frankreich und Österreich. Und heute Abend singt er im Haus der Kulturen der Welt, als erster Star zur Eröffnung des diesjährigen Wassermusik-Festivals dort. THOMAS MAUCH

■  Wassermusik: 15. Juli bis 6. August. Programminfo: www.hkw.de