Tendenz: Bunker-Finanzierung bleibt Ruine

Keine Träger für Gedenkstätte im Bunker Valentin in Sicht. Heute Diskussion, Montag Ausstellungseröffnung

Im Prinzip sind sich alle einig. Der von den Nazis erbaute ehemalige U-Boot-Bunker Valentin in Bremen-Farge soll nach dem Rückzug der Bundeswehr im Jahr 2010 zu einer Gedenkstätte umgewandelt werden. Das Problem: Die Umgestaltung ist „so ziemlich das teuerste, was man sich vorstellen kann,“ sagt Herbert Wulfekuhl, Leiter der Bremer Landeszentrale für politische Bildung. Seit Langem versucht das Land Bremen, den Bund zu Finanzierungszusagen zu bewegen – bisher ohne Erfolg. In den nächsten Tagen sollen zwei Veranstaltungen Bewegung in die Auseinandersetzung bringen.

Heute Abend diskutieren Experten im Haus der Wissenschaft künftige Nutzungsmöglichkeiten des Bauwerks. Im Mittelpunkt der Diskussion soll die „Ambivalenz“ des Bunkers als Ort des „Rüstungswahns nationalsozialistischer Eroberungspolitik“ einerseits und „Chiffre für die Faszination der Moderne“ anderseits stehen.

Am kommenden Montag wird die Ausstellung „Denkort Bunker Valentin“ in dem U-Boot-Bunker eröffnet. 62 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft erinnert dort nun zum ersten Mal eine ausführliche Dokumentation an das Geschehen. Der Bunker, der derzeit teilweise von der Bundeswehr als Depot genutzt wird, war in den Jahren 1943 bis 1945 von mehr als zehntausend Zwangsarbeitern errichtet worden. Eine unbekannte Zahl von Menschen starb beim Bau des Bunkers, 1.100 von ihnen sind namentlich bekannt. 22.400 BesucherInnen sahen im Mai die „Preview“ der Ausstellung in der Unteren Rathaushalle.

Im Dezember hatte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) nach einem Treffen mit Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) erklärt, Bremen und das Bundesverteidigungsministerium würden voraussichtlich gemeinsam die Kosten der Gedenkstätte im U-Boot-Bunker „Valentin“ in Bremen-Nord tragen. Jung habe sich zu „seiner Verantwortung bekannt, den Bunker angemessen als Denkmal zu erhalten“, so Böhrnsen. Der Befürchtung, das notorisch klamme Bremen könnte sich mit einer Gedenkstätte finanziell übernehmen, lagen indes keine Zahlen zu Grunde. „Eine Kostenschätzung existiert noch nicht“, hatte Senatssprecher Klaus Schloesser erklärt.

Bei der Landeszentrale für politische Bildung macht man sich bereits seit Jahren Gedanken um die Ausgestaltung einer möglichen Gedenkstätte. Im Dezember 2004 lud die Zentrale Historiker zu einem Symposium ein, seitdem arbeiten junge Historiker der Universitäten Oldenburg und Bremen an einem Gedenkstätten-Konzept. Der Experte der Landeszentrale, Karl Ludwig Brühl: „Die fachliche Diskussion ist jedoch noch nicht abgeschlossen.“ Die „Tendenz“ der Diskussion sei aber klar: Das Objekt sollte als Ruine erhalten und nicht rekonstruiert werden. CJA

Heute, Haus der Wissenschaft, 20 Uhr