LESERINNENBRIEFE
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Feindbild für den Iran

■ betr.: „Kritik an Leo-Export“ u. a., taz vom 5. 7. 11 ff.

Vieles Richtige ist schon gesagt zum Leo-Verkauf an die tyrannischen Ölverkäufer und Islamverzerrer in Arabien. Doch noch dies:

Die verdruckste, aber kaum verhohlene Begründung lautet: sicherstellen, dass die Saudis im erwarteten Großkrieg gegen den Iran uns als verbündete Speerspitze dienen werden. Dafür werden alle Freiheiten, die arabische Völker erträumen, rücksichtslos geopfert – und verlogen weiter propagiert. Es gehe darum, Ahmadinedschad in Schach zu halten? Hat man nicht gemerkt, dass der längst von der eigenen Bevölkerungsmehrheit in Schach gehalten wird? Dass vor dem arabischen Frühling der iranische seine Hoffnungen vorauswarf und nur auf eine weitere Chance wartet? Dass das Regime längst das eigene Volk als Hauptfeind fürchtet? Das Einzige, was Ahmadinedschad jetzt retten und dauerhaft stabilisieren kann, ist ein westliches Aufrüstungsprogramm für die arabischen „Erbfeinde“ der Iraner aus den Nachbarländern: Nun werden sich freiheits- und vaterlandsliebende Iraner wieder hinter ihren stark scheinenden und siegesgewiss tönenden Führer scharen. Eine Diktatur, die wackelt, braucht ein überzeugendes Feindbild. Merkel macht’s! Und die deutschen Kommissköppe klicken dazu mit den Hacken den Takt, die Clique der Kriegsgewinnler klimpert die Melodie mit den neuerlichen Milliarden. HARTMANN DOERRY, Tübingen

Merkel handelt konsequent

■ betr.: „Deutsche Kriegsschiffe für Angola“, taz vom 14. 7. 11

Da hat Frau Merkel mal richtig konsequent gehandelt. Nach dem Panzerdeal mit Saudi-Arabien macht sie gern den nächsten Deal mit Angola, dem Haudrauf der Region – und das mit einem Beschluss des Bundessicherheitsrates aus der Zeit der großen Koalition? Ein Schelm, der da Schlechtes von der Taktiererin denkt. Ach, wie war‘s doch in der großen Koalition so schön einfach! Aber wir sind im Heute, Frau Merkel, wenigstens manchmal bewusstseinsmäßig.

ERNST-FRIEDRICH HARMSEN, Berlin

Wo bleiben die großen Blätter?

■ betr.: „Wir sind das Tätervolk“, taz vom 13. 7. 11

Beiträge wie dieser über unsere möglichen Zukünfte sind der taz hoch anzurechnen. Doch wo bleiben die großen Blätter, wo das Fernsehen, wenn es darum geht, über die Bestandsaufnahme von Krisen hinauszugehen und mögliche Alternativen aufzuzeigen? Mit ihrer Ignoranz gegenüber wirklich neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodellen machen sich diese Medien der Beihilfe zum Geno- und Ökozid schuldig! SUSANNE DEPPING, München

Wie passt das zusammen?

■ betr.: „Ratings sind Meinungsäußerungen“, taz vom 14. 7. 11

Sind diese Ratings tatsächlich nur Meinungsäußerungen oder gleichen sie schon eher einem Urteil? Die Konsequenzen, die die unterschiedlichen Ratingstufen für die betroffenen Länder haben, gehen weit über eine schlichte Meinungsäußerung hinaus. Und dann wäre da noch die Frage, wie objektiv diese Meinungsäußerungen zustande kommen bzw. wie unabhängig und neutral diese Ratingagenturen arbeiten. So zeigen sich sowohl die Griechen als auch die Iren bemüht, ihre Ausgaben einzuschränken und die Einnahmen zu verbessern. Trotzdem werden beide Länder ans Ende der Ratingskala verwiesen. Die Begründung: Die Sparbemühungen seien nicht ausreichend. Ganz anders die Meinungsäußerungen zur Finanzsituation der Vereinigten Staaten, dem Heimatland dieser Ratingagenturen: Trotz Rekordverschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit wird das Land mit der bestmöglichen Ratingstufe ausgezeichnet. Statt der Empfehlung, die Sparbemühungen zu intensivieren, drängen die Ratingagenturen auf ein zügiges Anheben der Schuldenobergrenze. Wie passt das zusammen? MICHAEL SCHROPP, Kempten