Nur Brandenburg bleibt sauber

Letzte Stufe vor dem Badeverbot: Das Gesundheitsamt warnt mit Alarmstufe Rot davor, in Berliner Gewässern zu baden. Noch bis zu zwei Wochen lang sind die Seen mit Krankheitserregern verseucht

VON VEIT MEDICK

Wer derzeit Abkühlung sucht, sollte sich nicht unbedingt in Berliner Badegewässer stürzen. Womöglich wäre die nächste Station das Krankenbett. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSO) fürchtet eine erhöhte Belastung der städtischen Seen und Flüsse mit Krankheitserregern – verursacht durch die Unwetter des vergangenen Wochenendes. Und deshalb heißt es auf der amtlichen Internetseite: Alarmstufe Rot für alle 41 Berliner Badestellen, die letzte Stufe vor dem Badeverbot.

„Besonders dramatisch“ seien die Einspülungen gewesen, sagte Behördensprecherin Silvia Kostner. „Die Wasserbetriebe haben bestätigt, seit Jahren nicht mehr eine solche Menge an Niederschlägen gehabt zu haben.“

Fünf Wasserproben pro Badestelle würden derzeit täglich genommen und von BiologInnen des Insituts für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (Ilat) ausgewertet. Getestet werde auf unterschiedlichste Erreger, wie etwa Salmonellen, Colibakterien und Hepatitisviren. Allerdings warte man noch auf die Ergebnisse. Erst dann könne mit Sicherheit gesagt werden, wie lange beim Schwimmvergnügen Zurückhaltung und Vorsicht geboten seien.

Erfahrungsgemäß könnten Fließgewässer aufgrund der guten Selbstreinigungskraft bereits nach ein paar Tagen, Landseen erst nach zwei Wochen wieder genutzt werden, sagte Kostner. Wer so lange nicht warten will, kann ausweichen. Und zwar nach Brandenburg. Dort ist man nicht von urbanen Verschmutzungsproblemen geplagt, die im Unwetterfall auf die Gewässer übertreten. Insbesondere die nördlichen Klarwasserseen seien von sehr viel Wald, wenig Industrie und kommunalen Belastungen umgeben, erklärte Thomas Gerstmann, Referent im Landesumweltministerium. Auch in der Lausitz seien die Gebiete äußerst dünn besiedelt. „Wir haben derzeit keine Veranlassung, besondere Warnungen herauszugeben“, sagte Gerstmann. Die Wasserqualität der 228 Badestellen sei „gut bis sehr gut“, besondere mikrobiologische Belastungen seien nicht zu beklagen. An fünf Stellen im Landkreis Overhavel gebe es lediglich durch Blaualgen verursachte Sichttiefeprobleme.

Heute und am Wochenende werden für Berlin wieder Gewitter erwartet. LAGeSO-Sprecherin Kostner erwartet aber nicht, dass sich die Wasserqualität nochmals verschlechtert. Im Gegenteil: Geringere Niederschlagsmengen und kühlere Temparaturen „könnten ein Reinigungsfaktor sein“. Zur Sicherheit sollten Badewillige aber die Ergebnisse abwarten. Morgen sollen sie vorliegen und dann sofort ins Internet gestellt werden. Sind die Gewässer dann mit Grün oder Gelb gekennzeichnet, kann man gefahrlos schwimmen gehen.