Reaktionen

Der britische Ausschuss für Kunst und Medien, der Salman Rushdie für den Ritterschlag nominiert hat, ist einigermaßen überrascht. „Wir haben vollkommen zu Recht nur seine literarischen Verdienste in Erwägung gezogen“, sagte der frühere Independent-Herausgeber Andrew Whittam Smith, der dem Ausschuss angehört. Es sei Aufgabe des Außenministeriums, internationale Verwicklungen aufgrund solcher Ehrungen abzuwägen. Ein Ministeriumssprecher entgegnete, der Ausschuss habe nicht um ein Gutachten zu möglichen muslimischen Reaktionen gebeten.

Jonathan Heawood, Direktor der englischen PEN-Sektion, der sich seit Jahren für die Ehrung eingesetzt hatte, sagte, er habe angenommen, dass der Ritterschlag positiv für die britisch-asiatischen Beziehungen sei. Hat er die Fatwa und den jahrelangen Polizeischutz für Rushdie vergessen? „Es ist eine Schande, dass ein paar Zeilen in einem Roman ihn zu dieser Hassfigur gemacht haben“, sagte Heawood lediglich. Rushdie, der vorgestern seinen 60. Geburtstag in London feierte, hat bisher zu der Furore geschwiegen.

Der Rowohlt Verlag, der Salman Rushdies Bücher in Deutschland verlegt, beglückwünschte den Autor. Rushdie habe mit seinem Lebenswerk Zeugnis dafür abgelegt, „dass er keineswegs ein Anti-Islamist ist, sondern ein kritischer, freiheitsliebender Kenner des Islam, der sich nicht mundtot machen lässt“.

RALF SOTSCHECK