Wieder ein junger Dschihadist tot

ISLAMISMUS Nachdem ein zweiter Jugendlicher aus Hamburg in Syrien starb, fordert Eltern-Anwalt Mahmut Erdem Gefährderansprachen von Ausreisewilligen durch Polizei

Wieder ist offenbar eine Junge aus Hamburg beim Kampf für radikalislamische Milizen in Syrien gestorben, das berichtet der NDR. Der 18-jährige Ibrahim C. aus Harburg wurde laut einem Facebook-Eintrag auf offenem Feld von einem Scharfschützen der PKK erschossen. Hamburg müsse mehr tun, um radikalisierte Jugendliche an Kriegsreisen zu hindern, sagt der Eltern-Anwalt Mahmut Erdem: „Die Sicherheitsbehörden beobachten die Szene. Mehr nicht.“

Von der Elterngruppe, die Erdem vertritt, sind drei Kinder bereits nach Syrien und in den Irak gereist, vier haben es vor. Zu den Eltern gehört auch der Vater eines 19-Jährigen aus Altona, der tot sein soll. Ein großer Wunsch der Eltern sei, dass die Sicherheitsbehörden sogenannte „Gefährderansprachen“ halten, sagt Erdem. „Sie sollten sagen: Wenn du ausreist und dort bist, dann wissen wir, wer du bist.“ Zudem brauche die Stadt eine Hotline. Eltern fänden bei Behörden oft kein Gehör. So habe Ibrahims Mutter vergeblich gewarnt, „dass da was schieflief“.

Der Junge, der 2012 mit Mittlerem Abschluss die Schule verlies, soll erst im September nach Syrien gereist sein. Der NDR zeigte Archivbilder, auf denen er als 16-Jähriger Korane verteilte und ein Jahr später als Ordner einer Salafistenveranstaltung fungierte. Der Verfassungsschutz bestätigt Ibrahims Tod nicht, erklärt aber, dass von den über 40 nach Syrien ausgereisten Hamburgern sieben tot sind. Anfang September lag diese Zahl noch bei fünf.

„Bei Fällen, die uns bekannt sind, gibt es Gefährderansprachen“, sagt Vize-Leiterin Anja Domres. „Da gibt es natürlich ein Dunkelfeld“, ergänzt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Ob der Fall Ibrahim bekannt war, sei noch Gegenstand von Ermittlungen. Generell appelliere er an Angehörige, sich an die Sicherheitsbehörden zu wenden.

Die Sozialbehörde erklärt, dass aus Jugendhilfe-Sicht Gefährderansprachen kontraproduktiv sein können. „Die Jugendlichen könnten wieder eine Mauer um sich aufbauen“, sagt Sprecher Marcel Schweitzer. Die kürzlich personell um eine Stelle aufgestockte Beratungsstelle „Kitab“ arbeite mit den Familien, damit diese wieder mit ihren Kindern ins Gespräch kommen.  KAJ