Vom Winde verwöhnt

OFFSHORE-WINDPARK

Ein neuer Offshore-Windpark in der Nordsee wird künftig Strom für 360.000 Haushalte erzeugen – genug für Städte wie Bremen oder Hannover. Am Montag wurde das Projekt „Meerwind Süd/Ost“ mit 80 Anlagen rund 23 Kilometer nördlich von Helgoland offiziell in Betrieb genommen.

Im Laufe des kommenden Jahres werden zwei weitere Windparks nahe der Insel ihre Arbeit aufnehmen: „Nordsee Ost“ von RWE und „Amrumbank West“ von Eon haben eine vergleichbare Kapazität wie Meerwind. Zusammen werden sie die Leistung deutscher Offshore-Windparks von 600 auf etwa 1.500 Megawatt (MW) erhöhen, bis 2020 sollen es an die 7.000 MW werden: Das entspricht der Leistung von fünf konventionellen Großkraftwerken wie dem Atomkraftwerk Brokdorf oder dem Kohlemeiler Hamburg-Moorburg.

„Das ist echte Pionierarbeit“, lobte vorab der schleswig-holsteinische Energieminister Robert Habeck (Grüne). „Wir werden mit Offshore dauerhaft günstigeren Strom haben als mit klimaschädlichen fossilen Energieträgern.“ Die im Sommer gefundene Neuregelung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Offshore-Parks sei gelungen.

Helgoland hatte frühzeitig die Chancen der Energiewende erkannt und seinen Standortvorteil mitten im Meer genutzt: Nur gut eine halbe Stunde dauert die Fahrt mit Katamaranen zu den Windparks, und deshalb wandelte sich die mitunter als „Fuselfelsen“ verschrieene Hochseeinsel zur Wartungsbasis. Auf einem brachliegenden Hafengelände errichteten die Windparkbetreiber Werkhallen, schufen etwa 150 Dauerarbeitsplätze, mieteten das größte Inselhotel „Atoll“ mit 50 Zimmern komplett für zehn Jahre, und wenn die Rotoren sich erst drehen, fließt auch noch Gewerbesteuer – so wird der rote Felsen künftig erst recht vom Winde verwöhnt.  SMV