Treitschke bleibt in Steglitz

Bezirksparlament lehnt nach langem Streit die Umbenennung der Treitschkestraße mit schwarz-grüner Mehrheit ab. SPD spricht von Entscheidung „für einen Antisemiten“

Der Name „Treitschke“ wird auch in Zukunft auf den Straßenschildern im Bezirk Steglitz zu finden sein. Nach monatelangem Streit um eine Namensänderung der nach dem antisemitischen Historiker Heinrich von Treitschke benannten Seitenstraße zwischen der Schloß- und Paulsenstraße hat sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Steglitz-Zehlendorf am späten Mittwochabend mehrheitlich gegen die Umbenennung entschieden.

CDU und Grüne, die im Bezirk eine „Zählgemeinschaft“ bilden, setzten sich gegen die SPD und FDP durch, welche für die Entfernung Treitschkes und erneut für eine alternative Namensgebung plädierten. Beschlossen wurde auch, der Grünanlage hinter dem Kaufhaus Wertheim den Namen „Harry Bresslau“ zu geben – in Erinnerung an jenen Historiker, der sich damals gegen Treitschke gewandt hatte. Schließlich sollen Informationstafeln über Treitschke (1834 bis 1896) sowie den „Antisemitismusstreit“, den Treitschke angezettelt hatte, vor Ort aufgestellt werden.

Krach im Bezirk hatte es in Sachen Treitschke darum gegeben, da beim Pro und Contra zur Umbenennung CDU und SPD sich gegenseitig mit Antisemitismusvorwürfen bekriegten. Schärfe in die Debatte brachte auch, dass einstige Umbenennungsbefürworter – die Grünen – nach der Wahl 2006 plötzlich für die Beibehaltung des Namens waren. Sah doch die „Zählgemeinschaftsvereinbarung“ zwischen Grünen und CDU keine Straßenumbenennung in dieser Legislaturperiode vor. Schließlich tauchten immer neue Vorschläge auf – zuletzt der Namen von Maria Rimkus (1910 bis 2003). Rimkus hatte während der NS-Zeit jüdischen Zwangsarbeitern geholfen.

SPD-Fraktionschef Michael Karnetzki kritisierte gestern den Beschluss scharf. Mit der Ablehnung der Umbenennung habe die „schwarz-grüne Mehrheit dem Bezirk einen schlechten Dienst erwiesen“. Statt der „mutigen Steglitzer Bürgerin“ Rimkus zu gedenken, „entschieden CDU und Grüne sich für den Antisemiten. Das ist beschämend“, so Karnetzki. Insbesondere den Grünen warf der SPD-Mann Heuchelei vor.

Marc Wesser, CDU-Fraktionschef, zeigte sich nach der BVV-Entscheidung „hochzufrieden“. Damit sei der Weg aus der Umbenennungskrise frei. Der Kompromiss aus Bresslau-Platz und den Aufklärungstafeln zu dem seit 1906 bestehenden Straßen-„Dokument“ sei tragfähig. ROLA