Uni in neuen Händen

Privatuni Witten-Herdecke holt sich Unternehmensberater als Geldgeber. Der SRH-Konzern ist damit aus dem Rennen

DÜSSELDORF taz ■ Die Unternehmensberatung Droege International steigt bei der Privatuniversität Witten-Herdecke ein. Das Düsseldorfer Familienunternehmen spendet 12 Millionen Euro, Miteigentümerin Hedda im Brahm-Droege wird in den neu einzurichtenden Uni-Stiftungsrat einziehen. Die Hochschule selbst, bisher eine gemeinnützige GmbH, wird künftig als private Stiftungsuniversität geführt. Die bisherigen Mitglieder des Direktoriums haben ihre Gesellschaftsanteile am Mittwoch an die Stiftung übertragen.

Leer ausgegangen ist damit der Heidelberger SRH-Konzern, mit dem die finanziell angeschlagene Uni monatelang verhandelt hatte. SRH zeigte sich überrascht: Noch vor der entscheidenden Sitzung „wurde uns versichert, dass alles klar ist“, sagte SRH-Sprecher Nils Birschmann der taz. „Man hätte wenigstens mit uns vorher darüber reden können.“ SRH wollte entsprechend seiner finanziellen Beteiligung Einfluss haben. „Wir wären damit eine Konzerntochter geworden“, sagte Uni-Geschäftsführer Peter Kallin. „Da haben wir uns für die Freiheit entschieden.“

Mit dem Einstieg von Droege International sind die finanziellen Probleme von Witten-Herdecke aber noch nicht behoben. SRH spricht von 23 Millionen Euro, die nötig wären, um die Uni zu sanieren. Die Software AG-Stiftung, die ebenfalls kurz als Investor im Gespräch war, hatte ein Defizit von 12 Millionen Euro bei einem Gesamtetat von 36 Millionen ausgemacht. Letzteres bestreitet die Uni vehement. Aber auch die Verwaltung geht davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren insgesamt 20 Millionen Euro nötig sind. Nach Angaben von Droege International gibt es dafür schon Zusagen. Langfristig soll ein Stiftungsvermögen von 300 Millionen Euro aufgebaut werden, sagte Kallin.

Zunächst sollen aber die internen Arbeitsabläufe an der Uni verbessert werden. Die Bereitschaft, wirtschaftlich zu arbeiten, sei eine Voraussetzung für das Engagement von Droege gewesen, heißt es bei Droege in Düsseldorf. Da kennt sich der neue Großfinanzier bestens aus: So haben die Düsseldorfer zum Beispiel im Jahr 2004 das Bistum Aachen saniert, 150 Arbeitsplätze wurden dabei abgebaut. „Es liegt eine Menge Arbeit vor der Uni“, sagte Droege-Sprecher Peter Steinke.

Wie groß der Einfluss von Droege und weiteren Geldgebern im Uni-Alltag sein wird, ist allerdings noch nicht ausgemacht. Angestrebt sei, den Stiftungsrat mit zehn bis zwölf Personen zu besetzen, sagte Uni-Geschäftsführer Kallin der taz. Seiner Vorstellung nach sollten Vertreter der Stifter, vom Senat vorgeschlagene Mitglieder sowie Vertreter von Studierenden und Ehemaligen über die Geschicke der Hochschule befinden. Der Plan ist aber noch nicht beschlossen. Entscheiden werden, laut Kallin: Uni-Leitung und Geldgeber. DIRK ECKERT