Appell für Rushdie

Die islamischen Proteste gegen den Ritterschlag des britisch-indischen Schriftstellers Salman Rushdies weiten sich aus. Nach den Regierungen von Pakistan, Iran und Malaysia haben gestern das ägyptische Parlament und der Außenminister von Indonesien die Entscheidung der englischen Königin verurteilt. Rushdie ist in der islamischen Welt wegen seines Buchs „Die satanischen Verse“ verhasst, das den Propheten Mohammed angeblich diffamiert. Der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini hatte 1989 nach der Veröffentlichung des Buchs eine Fatwa gegen Rushdie verhängt. Der Autor lebte jahrelang versteckt unter Polizeischutz.

„Das ist so seit 1989, und das bleibt so: Wenn Salman Rushdie gedroht wird, wird jedem Schriftsteller gedroht. Wenn Rushdie mundtot gemacht werden soll, geht das jeden Schriftsteller an, der die Menschenrechte und Literatur verteidigt und für den die Freiheit der Kunst ein nicht verhandelbares Gut ist. Wir müssen nicht gut finden, was ein anderer sagt, schreibt, denkt – aber um unserer eigenen Freiheit willen müssen wir es ertragen. Und gerade als Schriftsteller müssen wir denen zur Seite stehen, denen das Wort verboten werden soll, gleich welcher Literatur, welcher Kultur sie angehören. Deshalb verurteilen wir die Drohungen, die anlässlich der Verleihung der britischen Ritterwürde an Salman Rushdie von offiziellen und nichtoffiziellen Stellen im Iran und in Pakistan gegen ihn laut geworden sind.“

Navid Kermani, Michael Kleeberg – Köln/Berlin, den 20. 6. 2007

Unterzeichner: u. a. Marica Bodrozic, Martin R. Dean, Ulrike Draesner, Gerd Haffmans, Joachim Helfer, Guy Helminger Bernd Imgrund, Björn Kuhligk, Thomas Lehr, Moritz Rinke, Ingo Schulze, Ruth Schweikert, Tilman Spengler, Cécile Wajsbrot, Stefan Weidner, K. D. Wolf