CASH ZAHLEN
: Der Outdoortrinker

„Nein, nicht irgendwohin“, bellt die Kassiererin, „geb’n Se her!“

Die Versorgungslage an der Rummelsburger Bucht ist überschaubar: ein italienisches Lokal namens Paganini mit Wasserblick und André Rieu an Farfalle, dann ein Norma-Markt, der einem gleich nach dem Betreten das Gefühl vermittelt, die Zonengrenze passiert zu haben. Halloren Kugeln gibt es, Rotkäppchen halbtrocken und mehlige Kartoffeln aus dem Spreewald, dazu eine Kassiererin, die höchstwahrscheinlich auch ein Ferienlager der Pioniere gut in ihrer Gewalt hatte.

Ein Kunde, mittelalt mit grauen Flatterhaaren, will drei Flaschen Bier per EC-Karte zahlen. „Nein“, sagt er plötzlich, „ich zahle eine bar und zwei mit Karte“, kramt in seinem Portemonnaie, kramt und kramt. „Nein, ich zahle nur zwei mit EC“, beschließt er, nimmt die dritte Flasche vom Band und stellt sie an der Kasse zwischen die Halloren Kugeln im Angebot.

„Nein, nicht irgendwohin“, bellt die Kassiererin, „geb’n Se her!“ Sie pfeffert die Flasche neben sich Richtung Spitze eines hoch aufgetürmten Bierkastenturms, dann packt sie die EC-Karte, zieht sie energisch durch ein Lesegerät. Es vergeht Wartezeit, schließlich rattert eine erfolgreiche Transaktion über wenig Geld in einem langen Papierstreifen durch. „Hier, und schönen Tach noch“, meint die Kassiererin, dann stellt sie ein Schild mit der Aufschrift „An dieser Kasse bitte nicht mehr“ auf das abgewetzte pechschwarze Band.

Wenig später fährt im Gegenlicht der Mann mit den grauen Flatterhaaren Richtung Sonnenstrahlen an der Rummelsburger Bucht. Er ist auf einem Trekkingrad unterwegs, mit einer Halterung für die Bierflasche. Als er am Geländer vor dem Wasser angekommen ist, ertönt ein metallisches Blopp, dann nimmt der Mann einen tiefen Schluck gegen die niedrig stehende Sonne. Der Flügelschlag der vorbeiziehenden Schwäne ist fest. „Halt den Lenker fest“, ruft ein Vater seinem Kind zu. HARRIET WOLFF