Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Morgen wird eine Kundgebung vor der Ägyptischen Botschaft stattfinden. Es geht um die Umsetzung einiger Forderungen derjenigen Protestierenden, die den Sturz der Regierung Mubarak herbeigeführt haben. Nämlich um „freie und kämpferische Gewerkschaften“ und die Abschaffung des Anti-Streik-Gesetzes in Ägypten. Ebenfalls morgen werden Christiane Ketteler und Magnus Klaue in der Raumerweiterungshalle über das Buch „Grundbausteine einer Theorie des Jungen-Mädchen“ des Autoren-Kollektivs Tiqqun diskutieren. Das Buch erfreut sich in linken Theoriekreisen derzeit ja einer unglaublichen Beliebtheit – leider aber ist das „Jungen-Mädchen“ nicht etwa eine Gender-Konstruktion, sondern schlicht das „junge Mädchen“, das auch mal ein Junge sein kann, gegen das Tiqqun vorgehen, da es nur noch „Ware“ sei (und natürlich „Hure“). Den sexistischen und antimodernen Kern dieser „Trash-Theorie“ werden die beiden Referent_innen freilegen. Am Donnerstag wird im Vetomat über die zahlreichen Brandanschläge gesprochen, mit denen Neonazis in den letzten Tagen die linke Szene erschüttert haben. Zudem wird erörtert werden, inwieweit ein Schutz der linken Haus- und Kulturhausprojekte möglich wäre. Am Samstag schließlich findet zu Beginn des Berliner Wahltheaters eine Fahrraddemo statt, die „Berlin von unten“ heißt und nichts weniger als ein „radikal anderes Berlin, in dem nicht die Dicke des Geldbeutels bestimmt, wo wir wohnen“, einfordert. Dass man lokal erkämpfen sollte, was man global erzielen will, ist sicher richtig– dennoch scheint das Thema reichlich naiv. Denn nicht nur will keine Partei bei den Wahlen dieses Ziel umsetzen, auch die Demonstrierenden wollen ja keine gründen. Immerhin werden sie am Wahltag einen Aktionstag machen. Es bleibt trotzdem nur eine Fahrraddemo aus Anlass einer Wahl.

■ Ägypten: Di 15 Uhr, Stauffenbergstraße 6/7

■ Jungen-Mädchen: Di, 19.30 Uhr, Markgrafendamm 24

■ Neonazis: Do, 19 Uhr, Scharnweberstraße 35

■ Berlin von unten: Sa, 15 Uhr, Kottbusser Tor