Artland wird es überleben

In der Basketball-Final-Serie gleichen die Bamberger Brose Baskets zum 1 : 1 gegen Artland Quakenbrück aus. Ganz nebenbei beenden die Oberfranken damit die Rekord-Serie des niedersächsischen Favoritenschrecks

Die Zuschauer hatten die Schuldigen längst ausgemacht. Mit wutverzerrten Gesichtern schrien sie auf die Schiedsrichter ein, die angeblich eine Fehlentscheidung nach der anderen verbrachen. Doch das täuschte nicht über eine schwache Leistung der Artland Dragons hinweg. Die beendeten ihre Rekordserie und mussten in den Play-Offs der Basketball-Bundesliga ihre erste Heimniederlage verdauen.

Gerade plant die kleine Gemeinde Quakenbrück einen Balkon fürs Rathaus, damit dort die Meisterfeier einen würdigen Rahmen findet. Schon patzten die Helden. Hatten sie am Sonntag in der Finalrunde in Bamberg noch mit Glück in der letzten Sekunde mit 70 : 69 gewonnen, schlug sich Fortuna am Donnerstagabend auf die Seite der Oberfranken. 74 : 77 prangte gegen 22 Uhr auf der Anzeigentafel in der kleinen Arena.

Der niedersächsische Favoritenschreck war nach den Erfolgen gegen Berlin, Köln und im ersten Spiel in Bamberg zum Favoriten auf den Titel avanciert. Doch bereits in den ersten Minuten zeigte sich nun, dass diese Rolle eine Nummer zu groß sein könnte. Niemand hatte diesen Erfolg erwartet, jetzt wollen sie alle Meister werden: Stadt, Fans, Team und Trainer. Neben der mit 3.000 Gästen zum 69. Mal in Folge ausverkauften Arena hatten sich beim Public-Viewing weitere 2.000 Fans versammelt. Sie durften dank großherziger Einwohner, die die vom Sender Premiere geforderte fünfstellige Gebühr bezahlten, auf der Leinwand beobachten, wie ihre Drachen bereits nach fünf Minuten mit zehn Punkten zurücklagen. Nur Guard Bryan Bailey zielte gut.

Doch die Quakenbrücker kämpften sich wieder ran und glichen am Ende des ersten Viertels aus. Im zweiten Spielabschnitt verloren nun die Bamberger ihre Linie. Die Dragons führten zur Halbzeit mit fünf Punkten. Im letzten Viertel gelang dem Bamberger Spielmacher und deutschen Nationalspieler Steffen Hamann ein Doppelschlag. Erst verkürzte er mit einem Dreipunktewurf, gleich darauf glückte ihm ein Steal und der nächste Fernwurf – und Bamberg führte erstmals wieder 55 : 57.

Da kam es zu einem kurzen Handgemenge zwischen den Spielern. Die Zuschauer pfiffen die Gäste von nun an gnadenlos aus. Aber der Heimmannschaft machten jetzt die Nerven zu schaffen. Am Spielfeldrand hockte Trainer Chris Fleming und versuchte gestikulierend seinen Spielern die Spielzüge vorzugeben – vergebens.

Bailey spielte zwar engagiert, schaffte neun Dreier und konnte mit 25 Punkten den fehlenden Spielmacher Filiberto Rivera ersetzen. Doch schien die ordnende, kreative Hand im Spiel zu fehlen. Und Nik Caner-Medley und Adam Hess trafen gar nicht.

„Wir waren die Glücklicheren“, fasste Bambergs Trainer Dirk Bauermann das Spiel anschließend zusammen – und verfehlte damit die halbe Wahrheit. Denn sein Kollege wollte von Glück nichts wissen. „Wir werden es überleben“, blickte Fleming dann noch positiv auf den Samstag. Da reist Quakenbrück zum dritten Spiel nach Bamberg. HEIKO OSTENDORF