Die neue Schule ist ein Renner

Nicht weniger als 57 Schulen wollen am Modellprojekt Gemeinschaftsschule teilnehmen – Gymnasien sind nicht dabei

Eine bewegte Geschichte hat sie schon. Ob eine Erfolgsgeschichte daraus wird, muss sich noch zeigen: Die Gemeinschaftsschule kommt also nun. Oder jedenfalls kommt sie ein Stückchen näher.

Gestern endete die Bewerbungsfrist für das Modellprojekt der neuen Schulform. Insgesamt 57 Schulen wollen dabei sein. 18 Grundschulen haben ihr Interesse bekundet, 11 Gesamt-, 10 Real- und 4 Hauptschulen, darunter auch die Rütli-Schule in Neukölln. Auch 14 Privatschulen sind unter den Bewerberinnen, darunter neun, die sich noch im Planungsstadium befinden. Einziger Wermutstropfen: Die Gymnasien fehlen. Von den Gesamtschulen verfügen jedoch sechs über eine gymnasiale Oberstufe.

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) zeigte sich angesichts der Bewerberzahl erfreut: „Diese Resonanz übertrifft unsere Erwartungen.“ Mit den Schulen wolle er jetzt rasch über Konzepte der Umsetzung diskutieren. Überrascht zeigten sich auch die bildungspolitischen Sprecher der Regierungsfraktionen. „Mit einer so großen Zahl habe ich nicht gerechnet“, sagte Felicitas Tesch (SPD) der taz. Steffen Zillich (Die Linke) sah in der Anmeldeliste „die große Bereitschaft für mehr Gerechtigkeit und individuelle Förderung“. Man müsse jetzt prüfen, ob die vorgesehenen Fördermittel ausreichten.

Das Projekt hatte der rot-rote Senat im Koalitionsvertrag beschlossen. Mit 22 Millionen Euro will der Senat die teilnehmenden Schulen fördern. Sie sollen das gemeinsame Lernen von Kindern unterschiedlichster Leistungsstärken bis zur zehnten Klasse erproben.

Unumstritten war die Idee von Anfang an nicht. Kritiker erinnert das Lieblingskind der Linken zu sehr an die herabsetzend „Einheitsschule“ genannte Oberschule der DDR. Gegner der Gemeinschaftsschule sehen auch das Gymnasium in Gefahr. Sie befürchten eine unzureichende Förderung der begabten Kinder.

Die CDU sah sich gestern in ihren Vorbehalten bestärkt. Das Fehlen der Gymnasien zeige, dass „auch Bildungspraktiker“ den Sinn bezweifelten, SchülerInnen mit unterschiedlichen Fähigkeiten „schlicht nebeneinanderzusetzen“, sagte Bildungspolitiker Sascha Steuer.

Trotzdem wird das Modellprojekt starten. Ob damit tatsächlich der „schrittweise Einstieg“ in die Umstellung des gesamten Schulsystems beginnt, wie es sich Die Linke wünscht, bleibt abzuwarten. Zunächst wurde der Beginn um ein Jahr auf August 2008 verschoben.

ALKE WIERTH, VEIT MEDICK