… der Wedding?
: Expeditionsziel werden

Geben Sie es doch zu. Ja, genau Sie. Sie gehören doch sicher auch zu den schöngeistigen, aber oberflächlichen Berlinern, denen der eigene Kiez heilig ist, der benachbarte Bezirk aber schnuppe. Besonders schlimm sind doch die Leute aus Prenzlauer Berg, die den armen Wedding abgeschrieben haben. Wie, Sie finden diese Unterstellung ungehörig? Sie können das Dauergenöle über angeblich literweise Latte Macchiato vertilgende „Szenekiez“-Bewohner nicht mehr hören? Aber wir haben den Beweis dafür doch schwarz auf weiß.

Er stammt von Anwohnern der Gleimstraße nahe dem Mauerpark und dem Stadtteilmanagement für das Weddinger Brunnenviertel. Gemeinsam bieten sie Prenzelbergern Touren zu „vergessenen Orten in Wedding“ – an diesem Sonntag zwischen 13 und 19 Uhr, Treffpunkt Gleimstraße, Höhe Mauerpark. Die Initiative will Menschen Lust machen, den „zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Wedding“ zu erkunden.

Dafür brauchen diese offensichtlich professionelle Hilfe. Denn beim „Grenzübertritt“ in den Wedding passiert laut den Veranstaltern Gespenstisches: „Bunt und fröhlich wimmelt es, wenn man mit dem Fahrrad durch die Oderberger Straße“ fährt. „Doch schlagartig ändert sich die Situation: Wo gerade noch Menschen ihr Stück Wiese verteidigten, ist plötzlich keiner mehr.“ Denn „was ist passiert? Wir haben den Wedding betreten.“

Wer also ungern in der Sonne liegt, aber gruselige Geisterstädte zu schätzen weiß, der ist hier gut aufgehoben. Platz genug ist ja. MLO FOTO: ARCHIV