der wochendendkrimi
: Allerlei Altlasten

„Tatort: Tödliche Habgier“, So., 20.15 Uhr, ARD

Still und andächtig liegt der Achensee zwischen den Bergen. Schwer vorstellbar, dass auf seinem Grund DDR-Altlasten vor sich hin wesen. Schließlich hat sich das Örtchen am Ufer in den letzten Jahren herausgeputzt – mit Stasi-Geldern. Ein Autohaus, ein Kreditinstitut und eine Wellness-Oase profitierten vom unredlich akkumulierten Kapital der Kommunisten, das Ende der Achtziger nach Tirol gelangte. Nun werden mit einigem Abstand zwei Leichen hochgespült: ein Republikflüchtling und ein Stasi-Scherge.

Das Verbrechen liegt lange zurück, der Fall befeuert trotzdem die Emotionen. Denn Sonja (Laura Tonke), die damals halbwüchsige Tochter des erst erschossenen und dann versenkten DDR-Bürgers, wurde nach dem Verschwinden des Vaters vom aufstrebenden Hotelier Kofler adoptiert. Daraus ergibt sich eine komplexe psychosoziale Gemengelage, deren Durchdringung Kommissar Eisner (Harald Krassnitzer) schwer fällt. Zumal die Provinzemporkömmlinge die Verschleierung der damaligen Ereignisse betreiben.

Regisseur Wolfgang Murnberger („Silentium“) inszeniert seinen Alpenkrimi mit strenger Form und fatalistischem Witz. Der für einen „Tatort“ herausragende Score swingt düster und mächtig, während ein unschönes Detail nach dem anderen offenbart wird. Liebe und Neid, Trieb und Gier nehmen ihren unheilvollen Lauf. Man dezimiert sich gegenseitig. Nur der See schweigt. CHRISTIAN BUSS