Auf Atomstrom ist kein Verlass

JAPAN Am Samstag ging ein Block des AKW Ohi vom Netz. Von 54 Reaktoren sind nur noch 16 in Betrieb

TOKIO rtr | Nach einer Panne in einem Atomkraftwerk in Westjapan ist ein weiterer Reaktor abgeschaltet worden. Dadurch verschärft sich die Stromknappheit nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima weiter. Bei der Störung im AKW Ohi 350 Kilometer westlich von Tokio sei keine Radioaktivität ausgetreten, teilte der Energieversorger Kansai Electric Power am Wochenende mit. Damit sind ab dieser Woche nur noch 16 von 54 japanischen Reaktoren in Betrieb.

Im AKW Ohi war am Freitagabend der Druck in einem Tank mit Borsäure abgefallen, der zum Notkühlsystem eines der vier Blöcke gehört. Nach einer Stunde habe er sich aber wieder normalisiert, so die Betreiberfirma. Trotzdem habe man den Reaktor am Samstag vom Netz genommen. Die Überprüfung könne länger dauern, zitierte die Nachrichtenagentur Kyodo einen Regierungsbeamten.

„Das Stromangebot war von vornherein recht knapp“, sagte Atomminister Goshi Hosono. Das Ohi-Problem verschlimmere nun die Situation im Westen Japans. Ziel sei, die Einschränkungen für Firmen und Verbraucher so klein wie möglich zu halten. „Aber es ist klar, dass die Situation jetzt sehr ernst geworden ist“, betonte Hosono. Um Engpässe zu vermeiden, müssen Firmen mit hohem Energiebedarf in den von Erdbeben und vom Tsunami betroffenen Gebieten ihren Stromverbrauch im Sommer zurückfahren. In der Region Tokio und im Norden Japans fordert die Regierung schon eine Reduzierung um 15 Prozent. Japanische Konzerne sehen die drohende Knappheit bei der Stromversorgung als gravierendes Risiko für ihren Geschäftsverlauf.