Abgang Klaus Wowereit

GOODBYE Der Regierende Kultursenator und sein definitiv letzter Auftritt im Kulturausschuss: Es gab Blumen, Wein und ein paar Nettigkeiten. Das war’s. Dann war wieder business as usual angesagt – die Kultur-Ära Wowereit ist damit Geschichte

Am Montag war für Klaus Wowereit Schicht als Berliner Kultursenator. Die Sitzung des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus war seine letzte. Um 14.05 Uhr gab es als Dankeschön an den Regierenden Kultursenator bunte Blumen und eine Flasche Wein. 9 Minuten später, um 14.14 Uhr, war das Goodbye beendet.

In diese temporäre Zwischennutzung schob Frank Jahnke (SPD), Vorsitzender des Ausschusses, ein paar Nettigkeiten und Sentimentalitäten. Mit viel „Herzblut“ habe Wowereit in die Kultur hineinregiert. Man werde ihn vermissen, und so weiter. Worauf der Scheidende mit leicht gepresster Stimme den Mitgliedern aller Fraktionen und besonders Jahnke für die „konstruktive Arbeit in diesem wichtigen Politikbereich“ dankte.

Das war’s. Was folgte, war business as usual im Ausschuss – und ließe sich auch so deuten, dass nicht alle Abgeordneten diesen Kulturabschied bedauerten.

So verwunderlich wäre das nicht: Seit dem „Fall Schmitz“ und der Bestellung Tim Renners zum neuen Kulturstaatssekretär im April 2014 war Wowereit nur noch sporadisch Gast im Ausschuss, manche haben das Wort von der Lame Duck in den Mund genommen. Das Tandem Wowereit/Schmitz, „die beiden Jungs“, wie die frühere grüne Ausschussvorsitzende Alice Ströver den Regierenden und seinen umtriebigen Staatssekretär nannte, war Geschichte.

Gerechterweise muss man sagen, dass die acht Jahre Klaus Wowereit als Kultursenator nicht nur eine Verfallsgeschichte darstellen. „Mit Wowereit wurde 2006 Kultur in Berlin zur Chefsache“, freute sich Peter Raue einmal. Kultur hatte repräsentative Strahlkraft und materielles Gewicht – was sich in den Verhandlungen mit dem Bund bei der Finanzierung von Großprojekten wie der Sanierung der Staatsoper, beim Bau des Humboldt-Forums und den Millionen aus dem Etat des Kulturstaatsministers als nützlich erwies. Unter Wowereit gab es auf der Habenseite keine Schließung großer Kulturinstitutionen, keine Mittelabsenkungen, keine Auflösung der Opernstiftung. Das muss man in Berlin auch erst einmal schaffen.

„Der Glamoureffekt, den Wowereit in die Berliner Politik und Kultur gebracht hat“, wie die grüne Kulturpolitikerin Sabine Bangert am Montag erinnerte, wird dagegen wohl das Wesentliche dieser „Arm, aber sexy“-Ära bleiben, woran man sich einmal erinnern wird. Bread & Butter, roter Teppich, Party und Berlinale, Stadt der Szene, kulturwirtschaftliche Dynamik und schrille Läden, von Udo Walz bis Sasha Waltz – alles war für Wowereit Kultur.

Der Kultursenator fast a. D. sprach bei seinem letzten Auftritt nicht von seinen großen Niederlagen wie der ZLB, der Kunsthalle; das war okay. Dass aber ausgerechnet die freie Szene und „etliche andere Bereiche, die finanziell besser ausgestattet werden müssen“, ihm besonders am Herzen gelegen haben wollen, hat dann doch verwundert. Warum der Regierende Kultursenator da nicht gehandelt hat, bleibt sein Geheimnis.

Bye-bye. ROLF LAUTENSCHLÄGER