Eingeschworener Haufen bleibt erfolgreich

Die Nachwuchskicker von Bayer Leverkusen feiern die deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Im Finale in der heimischen Bay-Arena siegen sie gegen Bayern München mit 2:1. Trainer Thomas Hörster verabschiedet sich

LEVERKUSEN taz ■ Auf den torgefährlichen Antritt von Dennis Schmidt musste Thomas Hörster gestern bis zur 120. Minute warten. „Wenn man ihn reizt, kann er zum Elefant im Porzellanladen werden“, meinte der Nachwuchs-Trainer von Bayer Leverkusen über seinen Ausnahmestürmer. Im Finale um die deutsche A- Junioren-Meisterschaft gegen Bayern München vergab Schmidt, der nächste Saison im erweiterten Blickfeld der Profimannschaft stehen wird, in der letzten Minute der Verlängerung zwar seine einzige Torchance. Dafür ackerte er für seine Teamkollegen, die mit einem 2:1 (0:1)-Erfolg nach Verlängerung den Titel im deutschen Nachwuchsfußball gewannen. Statt Kapitän Schmidt erzielten Bastian Oczipka (75. Minute) und Alexander Hettich (97.) die Leverkusener Treffer und drehten damit den frühen Rückstand durch Thomas Müller (10.).

Leverkusens Jugend ist einzigartig im Nachwuchsfußball. Während etliche Bundesligisten ihre A- und B-Jugend-Kader noch mit kostspieligen Transfers verstärken, setzt Leverkusen auf ein Team, das seit Jahren in einer nahezu identischen Besetzung zusammen ist. Torwart Daniel Hohs ist bereits seit den Bambinis bei Bayer, weitere Leistungsträger sind spätestens im Alter von zehn Jahren aus dem rheinischen Umland nach Leverkusen gekommen. Im Schnitt, so hat Geschäftsführer Roman Klossek ausgerechnet, sind die Talente schon seit 7,04 Jahren im Verein. „Bei anderen Klubs wird mehr gesiebt, wir vertrauen unseren Jungs“, sagt Nachwuchsleiter Jürgen Gelsdorf.

Ganz so schwerelos wie sich das anhört, ist es in der Praxis allerdings nicht. „Wenn sich die Jugendlichen schon seit Jahren kennen, ist das für einen Trainer sehr hart“, meint Hörster. Wie in einer Ehe prallen unterschiedliche Charaktere aufeinander. „Da ist dauernd Feuer unterm Dach“, sagt der Coach. Es gibt aber auch Vorzüge: „Die Jungs waren eingeschworen und absolut heiß auf das Finale.“

Das galt vor allem für Dennis Schmidt. Der Stürmer aus Wermelskirchen absolvierte die Rückrunde bereits bei den Senioren und sollte in der Sommerpause geschont werden. „Er war richtig sauer und bestand darauf, die Endrunde zu absolvieren“, erzählt Hörster, der letztmals auf der Trainerbank saß.

Für Wehmut hatte Hörster aber keine Zeit. „Dienstagfrüh fliege ich schon nach Caracas, um mir dort die Copa America anzusehen“, sagt der bisherige Coach. Nach 15 Jahren als Trainer im Leverkusener Nachwuchs wechselt er in die Scoutingabteilung des Vereins und wird künftig Spiele und Spieler sichten. „Ich bin sehr froh, dass es so weit ist“, sagt Hörster, der vor vier Jahren auch mal kurzfristig die Bayer-Profis betreute, in großer Abstiegsnot aber wieder seines Postens enthoben wurde. Gestern bescherten ihm Schmidt und seine Kollegen einen stressfreien Abschied. ROLAND LEROI