„Eine sehr lange Reise“

WELTMEISTERIN Sie hat alles abgeräumt, was es zum Abräumen gab: Homare Sawa ist der Star des Turniers. Sie ist dankbar

■ wurde 1978 in Fuchu geboren und ist Japans beste Fußballerin. Ihre Karriere mit 172 Nationalmannschaftseinsätzen krönte sie mit der Wahl zur besten Spielerin dieser WM und Torschützenkönigin. Jetzt hört sie auf.

AUFGEZEICHNET VON ANDREAS RÜTTENAUER

taz: Warum ist Japan Weltmeister geworden?

Homare Sawa: Wir waren zum richtigen Zeitpunkt in Form, anders als bei den Olympischen Spielen 2008. Wir haben die besten europäischen Mannschaften geschlagen. Das ist toll. Das war meine fünfte Weltmeisterschaft, bei den letzten vier haben wir nichts gewonnen. Aber diesmal hat keine Spielerin aufgegeben. Alle haben bis zur letzten Minute großen Willen gezeigt.

Haben Sie noch an den Erfolg geglaubt, als die USA zum zweiten Mal in Führung gegangen sind?

Um ehrlich zu sein, als das 2:1 gefallen ist, da dachte ich, das könnte jetzt ein bisschen schwierig werden. Aber weil keine meiner Mannschaftskameradinnen aufgegeben hat, haben wir es dann doch noch gemacht.

Wie haben Sie ihr Tor zum 2:2 erlebt?

Zunächst habe ich gar nicht realisiert, dass das ein Tor war. Es war auch nicht nur mein Tor. Es war ein Treffer, der begleitet war von all den Wünschen all meiner Mitspielerinnen.

Damit haben Sie Ihre Karriere gekrönt.

Ich spiele jetzt seit 18 Jahren in der Nationalmannschaft. Das war eine sehr lange Reise. Aber jetzt weiß ich, dass es richtig war, diese 18 Jahre dabei zu bleiben. Ich habe auch die Zeiten nicht vergessen, die nicht einfach waren für die Nationalmannschaft, für den Frauenfußball in Japan. Und jetzt kommt auf einmal dieser Erfolg. Umso glücklicher bin ich jetzt. Ich weiß immer noch nicht, ob das alles wahr ist oder nicht.

Sie sind zur überragenden Akteurin des Turniers gewählt worden. Macht Sie das stolz?

Das war ein sehr gutes Team. Auch die jungen Spielerinnen waren sehr entspannt. Und auch wenn ich die zweitälteste Spielerin bin, war es nicht allein meine Erfahrung, die den Ausschlag gegeben hat. Spielerinnen wie Yukan Kinga oder Aya Miyama haben seit den Olympischen Spielen von Peking viel Erfahrung gesammelt und konnten diese ins Team einbringen. Wir sind hierhergekommen, um eine Medaille zu gewinnen. Aber wenn mich einer gefragt hätte, ich wäre nie darauf gekommen, dass ich den Goldenen Ball für die beste Spielerin, den Goldenen Schuh als beste Torschützin und überhaupt den Titel gewinnen könnte. All das haben wir als Team gewonnen, nicht ich allein.

Wollen Sie jetzt noch etwas loswerden?

Wir haben viel Unterstützung vom japanischen Volk bekommen. Deshalb verspüre ich ein großes Gefühl der Dankbarkeit. So, das war’s.