Jazzbaltica: Ein Festival-Glossar

Ab Mittwoch findet in und bei Kiel wieder das Festival „JazzBaltica“ statt. Um das hochkarätig besetzte Musik-Event ranken sich viele Vorurteile und Gerüchte. Zeit für ein Glossar der harten Fakten

Ausverkauft sind die meisten Konzerte der JazzBaltica traditionell schon kurz nach Beginn des Vorverkaufs. Trotzdem lohnt sich der Weg nach Salzau, denn Restkarten gibt es immer.

Brüder: Magnus und Matthias Schriefl spielen beide Trompete und zwar jeweils mit eigenen Bands. Als großer Bruder für JazzBaltica hat sich 2002 das Schleswig-Holstein Musik Festival angeboten, das jetzt die Logistik übernimmt.

Countryside: JazzBaltica findet in Schleswig-Holstein statt. Auf dem Land.

Dance-Night: Freitagabend werden die Stühle aus der großen Scheune geräumt und 3sat überträgt live ab 22 Uhr. Das Festival tanzt zu „Femi Kuti & The Positive Force“.

Digi-Cam: Ein Fluch. Wer im Konzert ständig versucht, Erinnerungsfotos zu machen, wird sich an nichts erinnern können.

Ensembles: Im JazzBaltica Ensemble spielen Musiker aus dem Baltikum zusammen. Trotz EU kennt man sich immer noch viel zu wenig. Aus San Francisco kommt das SFJazz Collective.

Frühstück gibt’s als Buffet, der Schlossgarten ist der Speisesaal.

Große Namen: JazzBaltica ist bekannt dafür, auch Superstars in die Provinz zu locken. Und sie dann in exklusiven „Salzau-Special“-Bands zu präsentieren.

Heimspiel ist JazzBaltica nicht nur für Martin Wind, Sandra Hempel oder Eva Kruse, die längst in New York, Berlin und Hamburg spielen. Auch Bobby Hutcherson, Don Friedman oder Ulf Wakenius sind immer wieder zu Gast. Und der Schwede Nils Landgren ist von Anfang an dabei.

Jazzcafé heißt das Schloss am Abend. Nach den Konzerten finden dort bei freiem Eintritt die Sessions statt, an denen auch die Stars teilnehmen. Regelmäßig und bis zum Morgengrauen.

Mittag: Um Elf beginnt das Open-Air-Programm, die Konzerte starten um 14, am Freitag sogar erst um 16 Uhr.

Nordic wird der etwas elegische Jazz aus Skandinavien genannt.

Ostsee: Ist ganz in der Nähe und lädt zum Ausflug ein.

ÖPNV: Die Fahrplanauskunft der Bahn findet an Werktagen fünf Busverbindungen nach Salzau/Fargau-Pratjau. Genaue Informationen mitnehmen, unterwegs kennt niemand die Abfahrtsorte, Zeiten oder Strecken.

Promi-Faktor: Pat Metheny mal die Hand geben? Kein Problem. Manchmal sind auch singende Schauspielerinnen eingeladen. Vor zwei Jahren kam Sting.

Privatunterkunft: Schön, wenn man eins der Fremdenzimmer rund um Salzau für das Wochenende bekommt.

Quantität: 17 Konzerte an einem Wochenende mit jeweils bis zu 3 Bands. Zwei Scheunen. Man kann sowieso nicht alles sehen.

In die Region strahlt JazzBaltica schon ab Mittwoch mit Konzerten in Kiel, Lübeck und Husum.

Restkarten: Irgendwer holt seine Karten nicht ab. Oder verkauft sie privat.

Scheunen waren die beiden Konzerthallen früher einmal. Zusammen mit einem neoklassizistischen Landschlösschen sind sie heute das Kulturzentrum Salzau.

Snobismus ist bei JazzBaltica kein Thema. Man fährt Audi A8 oder einen alten VW-Bus und steht sonst in denselben Schlangen. Musikalischer S. stellt sich nur bei Inhabern einer Festivalkarte ein.

Trompete: Der New Yorker Dave Douglas ist „Artist in Residence“ und vertritt das Festivalmotto „Trumpet Vibes“, Steven Bernstein leitet mit seiner Slide-Trumpet (eine Art kleine Posaune) das JazzBaltica-Ensemble und die Band Sex Mob.

Unterhaltung ist auch für Jazzmusiker kein Fremdwort.

Vergleichbares, nichts: Jazzfestivals gibt es viele. Moers hat mehr Zuschauer, Montreux mehr Rock und Pop, in Berlin trifft man sich nur zu den Konzerten im Saal. Kleinere Festivals mit „Atmosphäre“ haben wiederum nicht die „Big Names“.

Vibraphonisten: Bobby Hutcherson und Joe Locke sind auch „Artists in Residence“. Gary Burton spielt schon am Donnerstag in Lübeck mit Chick Corea.

Wetter: Sonnenschutz nicht vergessen. Wenn’s regnet, ziehen Traktoren die Autos aus dem Schlamm.

Wegbeschreibung: Auf Straßenkarten ist das Kulturzentrum Salzau (Ort der JazzBaltica) oft nicht zu finden. Wander- oder Fahrradkarten verzeichnen jeden Feldweg. Von der A 215 Kiel-Mitte ab auf die B 76/202 Richtung Lübeck/Preetz. In Raisdorf, Preetzer Str. auf die B 202, davon ab auf die L 211 Richtung Hoheneichen. Bei Schlesen oder Stoltenberg links ab.

www.jazzbaltica.de bietet das volle Programm.

Zelten: Die dafür vorgesehenen Plätze sind gratis und fein, aber klein. Nachts hört man noch die Session über den See. Und morgens ab halb 9 weckt die Sonne. Tobias Richtsteig