kabinenpredigt
: Pausensport

Keine Frage, es ist gut, dass es auch in Berlin die Sommerpause gibt. Denn gerade, wenn die vermeintlich großen Bundesligisten Hertha, Füchse, Eisbären kollektiv auf der faulen Haut liegen, dringen plötzlich ganz andere Sportarten in unsere Wahrnehmung.

So erfahren wir, dass immerhin zwei Berliner Mannschaften das Halbfinale der Deutschen A-Jugendfußballmeisterschaft erreicht haben. In einem Magazin einer großen Berliner Fluggesellschaft ist eine Reportage über zwei junge Frauen vom Köpenicker SC zu lesen, die als sehr hoffnungsvolle Beachvolleyballtalente gelten.

Die Liste von außergewöhnlich interessanten sportlichen Sommerleistungen ließe sich fast unendlich lang fortführen. Doch da fiel uns noch eine eher unscheinbare Pressemeldung in die Hände. In ihr steht, dass in Berlin gerade fünf Menschen an einem Pilotprojekt „Blinde Menschen im Sulky“ teilnehmen. Das Ganze findet in der Traberfahrschule in Karlshorst statt. Mit einem Fahrlehrer an der Seite sitzen die Athleten in einem sogenannten Korbwagen und lernen, ein sehr schnelles Pferd zu lenken. „Auch ich war anfangs natürlich sehr skeptisch“, sagt der Trabertrainer und Fahrschulleiter von Karlshorst, Guido Bonatz. Mittlerweile klappt das Traben im Training bereits so gut, dass die blinden Sportler darüber nachdenken, bald ein Wettkampfrennen gegen sehende Pferdelenker zu veranstalten. Die Sportart „Blinde Menschen im Sulky“ feiert in diesen Wochen in Karlshorst ihre Deutschlandpremiere. Ohne die Sommerpause hätte das wohl niemand bemerkt. TORSTEN HASELBAUER