WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER
: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Diese Woche wird eine äußerst ruhige Woche. Am Donnerstag lässt der Anti-Arbeits-Kreis in der Offenen Uni über die Frage diskutieren: „Was ist ‚gerechter Lohn‘? Warum kann es einen ‚gerechten‘ Lohn nicht geben?“ Die erste Frage ersetzt die zweite, und auch die zweite scheint – na ja, zumindest auf den ersten Blick – einfach zu beantworten. Vielleicht ist die Frage nach Gehalt & Gerechtigkeit überhaupt die ganz falsche? Lehrt das nicht das Beispiel der Sozialdemokratie? Am Abend desselben Tages wird in der K9 über den Wandel vom Rechtsstaat zum Sicherheitsstaat gesprochen, da, wie es heißt, „die Bürgerrechte der einzelnen Bürgerinnen zunehmend dem öffentlichen Sicherheitsbedürfnis im ‚Kampf gegen den Terror‘ untergeordnet würden und damit eine Ausweitung staatlicher Kontrolle gerechtfertigt“ werde. Nun ist unser aktueller Innenminister wie schon sein Vorgänger ein großer Sicherheitsfanatiker, doch ist die Rechtsauffassung in der Bundesrepublik durch Carl Schmitt geprägt und daher durch das Ideal vom „wehrhaften Staat“. Inwieweit da je von jenem Rechtsstaat die Rede sein konnte, dem die VeranstalterInnen an diesem Abend offensichtlich nachtrauern wollen, bleibt also zu fragen. Am Samstag wird in der KvU ein Blick auf die Nachbarn geworfen, genauer: ein Blick auf die Antifa der Nachbarn. Ein Aktivist aus Thüringen wird berichten, was wie und wo in Thüringen geht und wie sich die Antifaarbeit dort von der hiesigen in Berlin unterscheidet. Danach gibt es die obligate Party. Im Kreuzberger Tante Horst dann wird am nämlichen Samstagabend vom Raumkosmetikerinnen-Ensemble Grasmann & Switajski aus dem „Paralleluniversum der Putzfrauen“ berichtet – das ist eine eher heitere Angelegenheit, aber auch ein schöner Einbruch der realen Arbeitswelt in den linken Debattenalltag. Schön.

Gerechter Lohn: Offene Uni, Philipstr. 13, Do., 12 Uhr

Sicherheitsstaat: Kinzigstr. 9, Do., 19.30 Uhr

Antifa: KvU, Kremmener Str. 9, Sa., 19.30 Uhr

Putzfrauen: Tante Horst, Oranienstr. 45, Sa., 20 Uhr