Ausreise verweigert

Künftiger Stiftungspräsident ist gegen Nofretete-Ausleihe nach Kairo, aber für mehr Zusammenarbeit mit Moskau

Der künftige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, hat sich gegen eine Ausleihe der Nofretete ausgesprochen. Untersuchungen hätten ergeben, „dass die Büste der ägyptischen Königin aus konservatorischen Gründen möglichst nicht auf Reisen gehen sollte“, sagte der Archäologe der Nachrichtenagentur dpa. Es gebe andere Objekte, deren Ausleihe weniger riskant wäre.

Sowohl die Berliner Initiative „CulturCooperation“ als auch das Herkunftsland Ägypten hatten offiziell die Ausleihe des künstlerischen Wunderwerks für eine begrenzte Zeit gefordert. Der Bundestags-Kulturausschuss und Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hatten dagegen votiert, die Büste wieder in ihre Heimat zu schicken. Begründet wurde dies mit konservatorischen Risiken. Dahinter steckt aber auch die Sorge, Ägypten könnte das Kunstwerk nicht mehr herausrücken. Die Büste der Nofretete war 1912 bei Ausgrabungen entdeckt und anschließend mit Genehmigung der ägyptischen Behörden nach Deutschland gebracht worden. Heute gilt in Ägypten die Genehmigung als umstritten.

Parzinger, der im Jahr 2008 Klaus-Dieter Lehmann an der SPK-Sitze ablöst, sprach sich in diesem Zusammenhang auch gegen eine inflationäre Ausstellungs- und Leihgabenpraxis aus: „Wir sollten prinzipiell Kunstwerke nicht wie Popstars durch die Welt schicken“.

Gleichzeitig sprach sich der zukünftige SPK-Chef dafür aus, die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Russland auszubauen. Natürlich gebe es in der Frage kriegsbedingt verlagerter Kulturgüter unterschiedliche Rechtspositionen. Die Fachleute sollten auf wissenschaftlicher Ebene trotzdem „vertrauensvoll zusammenarbeiten“. Eine echte Einigung in der Beutekunstproblematik könne von beiden Ländern nur politisch herbeigeführt werden. ROLA, DPA