Museumsinsel kriegt Moderne

Am Mittwoch präsentiert die Preußenstiftung den neuen Entwurf für das Eingangsgebäude auf der Museumsinsel. Die moderne Architektur von David Chipperfield wird weiter für viel Ärger sorgen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Um die Berliner Museumsinsel werden in dieser Woche die Wogen wohl weiter hoch schlagen statt sich zu glätten. Am Mittwoch stellt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) den überarbeiteten Entwurf für das neue zentrale Eingangsgebäude auf dem Museumskomplex vor.

Die so genannte James-Simon-Galerie nach den Plänen des englischen Architekten David Chipperfield wird nach Aussage von Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen, ein moderner Bau und kein historisierendes Gebäude mit Säulchen, Giebelchen oder anderen postmodernen Zutaten werden. Chipperfields erster Entwurf für die Eingangsgalerie – gleichfalls modern – war in der Vergangenheit heftig attackiert worden. Vieles deutet also darauf hin, dass der Streit zwischen der Preußenstiftung und ihrem Architekten sowie der Bürgerinitiative „Rettet die Museumsinsel“ samt Denkmalschützern weitergeht. Kommt doch der „neue“ Chipperfield den nostalgischen Vorstellungen der Initiative, darunter TV-Mann Günther Jauch, kaum entgegen.

Denn laut Schuster wird am Mittwoch zwar ein Entwurf präsentiert, der „mit dem Gesamteindruck der Museumsinsel harmoniert“. David Chipperfield habe eine strenge „klassische“ Formensprache für das Gebäude entwickelt. Und schließlich sei es gelungen, das Haus – welches ab 2008 zwischen dem Kupfergraben und dem Neuen Museum für 73 Millionen Euro entstehen und das Pergamonmuseum, das Alte Museum und das Neue Museum erschließen soll – „sensibel auf die historische Situation einzustellen“, so Schuster in der neuesten Ausgabe des Spiegel.

Dennoch habe der umstrittene Architekt nicht vor dem Klassizismus kapituliert, sondern einen „eigenständigen“ Entwurf geliefert, so Schuster weiter. Der Neubau benutze „nicht die Sprache und Formen der Postmoderne“. Außerdem werde er „transparent“ gestaltet sein, somit den „Durchblick aufs Neue Museum“ erlauben und dieses nicht, wie befürchtet, „zustellen“.

Die Forderungen der Bürgerinitiative sind damit aber nicht erfüllt. Darum wird diese wohl nicht von ihrem Volksbegehren gegen die Bebauung der Museumsinsel lassen, für die schon mehrere tausend Stimmen gesammelt worden sein sollen.

Insbesondere beklagt Anette Ahme, Mitbegründerin der Bürgerinitiative, dass durch den Neubau der James-Simon-Galerie der Blick auf das Neue Museum verstellt werde. Außerdem würde eine moderne Architektur das „in 100 Jahren durch geniale Baumeister entstandene historische Kulturerbe“ auf der Insel zerstören. Die Bürgerinitiative fürchtet sogar, dass ein Neubau im Stile Chipperfields im Widerspruch zu den Bestimmungen des Unesco-Weltkulturerbes stünde. Darum müsse dieser verhindert werden.

SPK-Präsident Klaus-Dieter Lehmann widersprach jüngst diesen Vermutungen. „Die Vollendung der Museumsinsel ist in all ihren Elementen mit der Unesco vereinbart“, so der Stiftungspräsident. Die Insel bleibt also umstürmt.