Pauschale Angriffe gegen Linke

betr.: Zentralrat der Juden attackiert Linke, taz vom 21. 6. 07

Der Bericht über die interessante Konferenz zum Juni-Krieg 1967 und die deutsche Öffentlichkeit hat leider nur einen einzigen Diskussionsbeitrag erwähnt, den des Vizevorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann. Herr Graumann befand es für richtig, scharfe und pauschalisierende Angriffe gegen die Linkspartei zu richten, in der das „SED-Gift“ weiterhin wirksam sei.

Auf eine Anfrage von mir musste Herr Graumann einräumen, dass gerade die Linkspartei für den Zentralrat ein Kooperationspartner im Kampf gegen den Rechtsradikalismus ist. Auch wusste er nicht, wie sehr sich gerade die PDS-nahen Einrichtungen, so die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Helle Panke, mit linken Versäumnissen im Kampf gegen den Antisemitismus auseinandersetzen – ganz zu schweigen davon, dass die PDS schon vor zehn Jahren die Kontakte zur Russländischen KP wegen deren antisemitischer Wortwahl eingefroren hat.

Die programmatischen Erklärungen und die praktische Politik der Linkspartei geben Antisemitismus kaum einen Raum. Vielmehr beruft sich die Linkspartei auf jene deutschen Kommunisten und Sozialisten, die den Juden ab 1933 Beistand zuteil werden ließen. Stehen mehr als 160.000 von den Nazis ermordete KPD-Mitglieder, über die Hälfte der Mitgliedschaft, nicht für einen Kampf gegen Hitler, der Kommunisten und Juden Seite an Seite führte? Um so schlimmer sind natürlich antiisraelische, auch antisemitische Haltungen zu werten, die es in der SED und in der DDR leider gab. Es war Hans Modrow, der als DDR-Premier sich sofort um eine grundsätzliche Neuorientierung der DDR gegenüber Israel bemühte. War er nicht auch Mitglied der SED – ganz ohne antisemitisches „SED-Gift“?

Mit diesen Überlegungen verbinde ich die Hoffnung auf einen Dialogprozess zwischen Linkspartei und Zentralrat – vielleicht in der Rosa-Luxemburg-Stiftung? MARIO KESSLER, Berlin