Scotland Yard auf der Flucht vor dem Murdoch-Skandal

KORRUPTION Leitende Polizeibeamte müssen wegen der Verwicklung in den Abhör- und Korruptionsskandal ihren Hut nehmen

LONDON dpa/taz | In der Affäre um die Einflussnahme des Murdoch-Medienkonzerns News International in Großbritannien rollen bei Scotland Yard die Köpfe. Am Sonntagabend trat der Londoner Polizeichef Sir Paul Stephenson zurück. Er hatte sich einen Kuraufenthalt teilweise von einem Unternehmen bezahlen lassen, dessen Sprecher früher bei dem Murdoch-Blatt News of the World als Journalist gearbeitet hatte. Gestern folgte auf Stephenson sein Stellvertreter John Yates. Ihm wird vorgeworfen, im Jahr 2009 entschieden zu haben, Ermittlungen gegen das Schmuddelblatt nicht wieder aufzunehmen.

In den vergangenen Tagen war ans Licht gekommen, dass Polizeibeamte Geld für Informationen an die inzwischen eingestellte News of the World genommen haben. Zudem ließen Journalisten des Blattes tausende Telefongespräche abhören und hackten sich in Mailboxen ein. Ranghohe Redakteure sollen in die Affäre verwickelt sein, darunter auch der ehemalige Chefredakteur Andy Coulson. Er avancierte später zum Medienberater von Premierminister David Cameron. Seit 11 Tagen sitzt er in Haft. Ihm folgte am Sonntag die wenige Tage zuvor zurückgetretene Topmanagerin des Murdoch-Konzerns Rebekah Brooks. Sie soll als ehemalige Chefredakteurin von News of the World von den Abhöraktionen ihrer Zeitung gewusst haben. Brooks kam gestern gegen Kaution wieder auf freien Fuß.

Mit Spannung wartet Großbritannien auf das für heute angesetzte Treffen von Untersuchungskomitees des Parlaments. Dort sollen neben Murdoch selbst und dessen Sohn James auch Brooks und Stephenson auftreten.

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