ALINE WESTPHAL, DEUTSCHE LUFTGITARRENMEISTERIN
: Posieren auf Diplom
Luftgitarrespielen, das war mal etwas völlig Fremdes für Aline Westphal, etwas Anderes – im Vorlesungsverzeichnis ihres Studiengangs „Szenische Künste“ an der Uni Hildesheim. Neben „Drehbuchschreiben“ und „Filmtheorie“ wurden ihr da „Medienästhetische Überlegungen zur Luftgitarre“ angeboten, mitsamt praktischer Übung. Und Aline Westphal ging hin.
Inzwischen ist sie deutsche Meisterin im Luftgitarrenspiel, vergangenen Freitag gewann sie den Wettbewerb in Koblenz und fährt zur Weltmeisterschaft nach Finnland, dem Mekka der Pantomimen-Gitarrenspieler: Beim dortigen Wettbewerb, sagt Westphal, kämen bis zu 5.000 Zuschauer zu den Open-Air-Vorführungen.
Für ihre Uni ist Westphal heute so etwas wie eine Vorzeige-Studentin, denn das Ziel der praktischen Übung des Seminars war es, die Teilnehmer später zur deutschen Meisterschaft zu schicken. Und so vermarktet denn auch die Pressestelle der Hochschule Westphals Erfolg.
Die Bühnenfigur der Kulturwissenschaftlerin heißt „The Devil’s Niece“ und tritt – im roten Top und kurzen Rock – auch schon mal im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal auf. Wenn sie über ihre Show spricht, wird die 26-Jährige geradezu pathetisch: „Es geht darum, Lieder zu leben, die ich liebe.“
Inzwischen ist die Luftgitarre ein wichtiger Teil ihres Lebens. „Wenn ich im Bus Musik höre“, erzählt sie, „muss ich mich schon zusammenreißen.“ Auch in Clubs neige sie zu ihren Performances, beschränkt sich aber: „Manchen meiner Freundinnen ist das peinlich.“
Westphal schreibt ihre Diplomarbeit über die Kulturgeschichte der Luftgitarre und bastelt noch an der Forschungsfrage. Mit drei Kommilitonen und ihrem Luftgitarren-Dozenten hat sie eine Musical-Show entwickelt – sie nennen sie Luftrockoper. Über das ursprüngliche Luftgitarren-Seminar sagt sie: „Das war ganz schön verkopft.“ Man habe diskutiert, was Luftgitarre sei, wo es herkomme und welche Funktion es habe. Und Faktoren zusammengestellt, was einen Musiker zum Star-Gitarristen macht. Eine Antwort zumindest war schnell gefunden: die Posen. DKU
