„Ich bin nur die Rankhilfe“
FÜHRUNG In der GAK lernen BesucherInnen, der eigenen Wahrnehmung souverän zu misstrauen
taz: Frau de Vries, ist eine Führung nicht völlig ungeeignet für Christian Haakes Kunst?
Janneke de Vries: Nein, warum das denn?
Weil die ganze Ausstellung vom irritierenden Spiel mit Illusionen lebt…
Wenn bei einer Führung alle Rätsel der Kunst aufgelöst würden – dann wäre sie nicht tauglich. Dann würde die Kunst tot geredet. Aber so verstehe ich eine Führung nicht.
Sondern?
Es geht darum, eine Balance herzustellen zwischen den nötigen Informationen und dem eigenen Erleben: Nicht jeder geht ja täglich mit aktueller Kunst um. Deshalb ist es manchmal nötig, einen kleinen Anschubser zu bekommen, um weiter zu gehen, um dem eigenen Kopf zu trauen, die eigenen Gedanken und Erinnerungen wachsen zu lassen.
Wo bleibt da die Führung?
Ich bin nur die Rankhilfe. Ich mache auf Details aufmerksam, bei denen es sich lohnen kann, näher hinzuschauen.
Zum Beispiel?
Etwa bei der Zeitungsarbeit – da würde ich es für falsch halten, alle Einzelheiten aufzuzählen, woran sich erkennen lässt, dass es sich nicht um den Nachdruck einer Originalseite handelt. Ich weise aber darauf hin, dass in Zeitungen auch der Text eine Rolle spielt.
Wie reagieren denn die AusstellungsbesucherInnen?
Unterschiedlich. Einerseits gibt es in Bremen viele, die schon mit Haakes Arbeiten vertraut sind. Die wissen, dass es dabei auch auf die eigenen Erfahrungen ankommt. Ein Risiko ist sicher, sich zu stark auf die perfekte Handwerklichkeit zu fixieren, die diese Arbeiten ja haben.
Das heißt?
Mitunter kommen Fragen nach der Art der Schrauben, die er benutzt hat, oder welches Holz verwendet wurde. Das ist ein Detailwissen, das den Eindruck kaputt machen könnte.
Und Sie lassen lassen solche Fragen unbeantwortet?
Manches wäre mir gar nicht bekannt: Ich weiß nicht, welche Dübel Haake benutzt. INTERVIEW: BES
Christian Haake, White Elephant, GAK. Führung heute, 19 Uhr
