UNTERM STRICH

Heute erscheint das neue Buch „Für ein Lied und hundert Lieder“ des chinesischen Regimegegners Liao Yiwu. Darin thematisiert der Schriftsteller seine vierjährige Haftzeit nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989. Grund dafür war ein Gedicht, das er zum Massaker am 4. Juni 1989 verfasst hatte. Vor dem Erscheinen kritisierte die in China herausgegebene kommunistische Zeitung Global Times den Autor scharf. Er sei ein „in seiner Heimat wenig bekannter Schriftsteller“, hieß es. Und weiter: „Um den Aufstieg Chinas zu stören, mögen einige Dissidenten im Westen mehr geschätzt werden.“ Außerdem habe sich die Mehrheit der chinesischen Bevölkerung niemals an ihn erinnert und er werde auch bald von den Leuten im Westen vergessen sein, schrieb der Kommentator der stark nationalistisch angehauchten Gobal Times. Um das Erscheinen seines Zeugenberichts zu verhindern, hatten die chinesischen Behörden Druck auf den 1958 in der Provinz Sichuan geborenen Liao ausgeübt, damit er sein Werk nicht im Ausland veröffentlicht. Daraufhin war er vor etwa zwei Wochen nach Deutschland geflüchtet.

Nach rund 70 Jahren Forschung ist es nun so weit: In Halle hat die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, die erste vollständige Kommentierung zu Johann Wolfgang von Goethes Naturforschung fertiggestellt. 21 Text- und Kommentarbände mit mehreren Unterbänden umfasst die historisch-kritische Ausgabe: Sie will die Beziehungen zwischen Goethes naturwissenschaftlichem und dem literarischen Werk darlegen und im Rahmen der geistigen und wissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit erläutern. Der Dichter Goethe war selbst Mitglied der Akademie Leopoldina gewesen. Die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften war ihm zeit seines Lebens sehr wichtig, und er litt darunter, auf dem Gebiet nicht die gleiche Anerkennung zu erfahren wie für seine Literatur. Die Akademie in Halle förderte das Langzeitprojekt über all die Jahre, seit 1952 auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. Am 4. November soll die Ausgabe in Weimar offiziell präsentiert werden.