„Das Judentum ist fröhlich“

Radio Zum Sabbatbeginn am Freitagabend gibt Jürgen Orth seinen Zuhörern was auf’s Ohr

■ Jahrgang 1943, gelernter Rundfunksprecher, moderiert seit 2002 die Sendung „Me Pa Am Le Paam B’ Kolram“ im Offenen Kanal.

taz: Herr Orth, Sie sind sehr religiös. Wie kommt das?

Jürgen Orth: Das Judentum ist keine Religion, es hat keine Dogmatik. Es ist eine Kultur. Ich bin so erzogen worden, aber mit zunehmender Lebensreife, praktiziert man eben bewusster.

Wie viele Zuhörer haben Sie?

Mhm, ein guter Vergleich wäre ein gefülltes Weserstadion. Ich habe auch viele russische und israelische Zuhörer. Aber den größten Anteil bilden Nichtjuden.

Warum hören Nichtjuden Ihre Sendung?

Es darf nicht immer nur um Gedenktage gehen. Das Judentum ist ein offenes und fröhliches Leben. Die nichtjüdischen Zuhörer schätzen am meisten das jiddische Liedgut. Aber auch die Buchvorstellungen sind immer wichtig. Die jüdischen Zuhörer haben einen Informationsdrang über ihre Kultur und sind interessiert an der Thorawochenlesung zum Schabbat.

Wann beginnt der Schabbat?

Freitagabend, wenn drei Sterne am Himmel zu sehen sind.

Was machen Sie am Schabbat?

Jede jüdische Person hat da ihre festen Rituale. Es ist die Zeit des Ruhens. Es darf keine Werktätigkeit ausgeführt werden. Auch nicht Feuer anmachen. Es gibt 39 Arbeiten, die ein Jude dann nicht verrichten darf.

Welche Unterlassung fällt Ihnen am schwersten?

Keine. Heutzutage im modernen Haushalt geht ja vieles automatisch. Eigentlich sind Sie seit 11 Jahren im Ruhestand. Was treibt Sie an? Aufzuzeigen, dass alle Menschen aus einem Schöpfungsakt stammen. Solange mir der Ewige Kraft und Freude schenkt. INTERVIEW: LAURA KOCH

Radio Weser TV, immer freitags, 14.08 bis 15 Uhr, MHz 92,5