hamburg heute
: Spinnweben im Teilchentunnel

Mit einem Vortragsabend nimmt man bei DESY Abschied vom Beschleuniger-Projekt HERA

Er werde eingemottet, sagt man bei DESY. Nein, abreißen oder auseinandernehmen wolle man ihn nicht, alle Komponenten bleiben funktionstüchtig. Vielleicht könne man ihn ja noch mal gebrauchen. Aber es ist vorbei, der Hadron-Elektron-Speicherring (kurz: HERA) hat ausgedient. Fast schon den Status eines Wahrzeichens erlangte der 6.300 Meter lange Teilchenbeschleunigungstunnel in der Stadt. Was genau dort unter dem Volkspark geforscht wurde, war gar nicht so relevant: Hamburg war stolz auf DESY und ihre moderne Forschungsanlage. Siebzehn Jahre schossen Atomphysiker Protonen mit Lichtgeschwindigkeit durch die unterirdische Röhre. Mehr als 400 Forscher suchten nach der kleinsten Materie im Kosmos und versuchten herauszufinden, wie das Universum entstanden ist. Dank ihnen weiß heute die Menschheit, wie das Innenleben eines Protons aussieht und wie die Welt einen Bruchteil einer Sekunde nach dem Urknall beschaffen war.

In einem großen Festzelt feiert das Forschungsinstitut heute Abend auf dem DESY-Gelände den Abschied. Vorträge der beteiligten Wissenschaftler stellen die lange Entstehungsgeschichte des Tunnels vor, dessen Bau 1984 begann. Und ab 20.15 Uhr wird ein Wissenschaftsforum im hauseigenen Hörsaal veranstaltet, an dem Interessierte teilnehmen können. MJK

DESY, ab 18 Uhr, Notkestraße 85, Eintritt frei