PARTY BEI MICHALSKY
: Das blaue Band

Es gibt kostenlosen Champagner, aber nirgends Bier

Ist schon eine Weile her, als ich drei Tage ein blaues Bändchen um mein Handgelenk trug, das mir freien Zutritt zur „Premium“ verschaffen sollte. Nicht, dass ich mich für Mode interessieren würde, aber mal gucken, hey, warum nicht? Als ich Freitag, 18 Uhr, endlich eintreffe, ist alles schon vorbei. Ich laufe durch eine Welt aus leergeräumter Messearchitektur, sehr modischen Außendienstlern am Ende ihrer Kräfte und vielen, sehr vielen nackten Schaufensterpuppen.

Am Abend dann meine zweite Mode-Chance: G. (Name von der Redaktion geändert) will mich mit auf die Michalsky-Party nehmen, weil ihre beste Freundin W. (dito) dort als Hostess arbeitet und uns Bändchen besorgen kann. Das alles muss aber geheim bleiben! Am Eingang erhalten wir Goodie Bags, wobei ich meins, bis auf den Bademantel, an W. weitergebe. Danach stehen wir zwischen Modeleuten auf der Temprodrom-Terrasse. Bestimmt lauter Promis, die ich alle nicht kenne! Immerhin sollte ich mit meinem T-Shirt vom Otterzentrum Hankensbüttel und der Reebok-Jogginghose aus Dubai das Motto „Dress to impress“ erfüllt haben. Es gibt kostenlosen Champagner, dazu Wodka-, Jägermeister- und Red-Bull-Bars, aber nirgends Bier.

G. wird mehrfach angesprochen, aber immer von Leuten, die sich auch bloß reingeschummelt haben; etwa von einem älteren Mann mit Metallkrawatte und schlechten Zähnen, Typ zu fiesem Lachen geronnenes Westberlin. Und einem 19-Jährigen aus Werder, der schwul ist, es aber noch nicht weiß und die taz nicht kennt: „Ich les immer Vogue und die GQ.“ Irgendwann knutscht neben uns enthemmt ein Pärchen, das aussieht wie Jeans Team, nur 15 Jahre jünger. Eine Hippie-Frau spricht sie an. Als es hell wird, gehen wir.

Am nächsten Tag entpuppt sich der Bademantel als XXL-Handtuch. Das blaue Bändchen schenke ich meinen Katzen zum Spielen. MICHAEL BRAKE