DAS DING, DAS KOMMT
: Magnetisch

DAS TONBAND ist aus der Mode gekommen. Heutzutage wird es als Devotionalie ersteigert – unter Umständen für viel Geld

Ein privater Konzertmitschnitt bedeutete früher Aufwand, Leidenschaft und Nervenkitzel

Es war ein Jahr, in dem sich die Hamburger Reeperbahn für immer verändert hat, ohne es zu merken: 1962 musizierten vier junge Männer aus Liverpool regelmäßig im Star Club, gleich um die Ecke, so wie viele andere junge Musiker auch. Die vier Männern aus Liverpool nannten sich „The Beatles“ und wurden Weltstars. Die Reeperbahn zehrt immer noch davon, dass einer ihrer Läden die letzte Station der Beatles vor ihrem Durchbruch war.

Profitiert hat davon auch ein Unbekannter, der einen der Auftritte mit einem Tonband mitgeschnitten hat. Als die Beatles nachher Karriere machten, wurde die Aufnahme veröffentlicht. Nun wird zum zweiten Mal Kasse gemacht: Das Tonband wird samt Aufnahmegerät bei einer Beatles-Auktion in Dallas versteigert. Erbringen soll es mindestens 6.000 Dollar.

Die Versteigerung ist nicht nur für Beatles-Fans interessant, auch Pop-Nostalgiker können sich an ihr erfreuen. Ein Tonbandgerät, mit dem ein so genannter Bootleg angefertigt wurde, der als Einzelstück im Kreis der Interessierten kursiert: Da steckt Aufwand dahinter, Leidenschaft und Nervenkitzel. Heutzutage wird jedes Konzert auf Handys mitgeschnitten, gefilmt, gepostet, gestreamt, geshared und gespeichert. Mitschnitte jeder Art landen auf Festplatten unglaublicher Größe.

Kein Mensch will diese Mitschnitte je wieder hören oder sehen. Sie zeugen lediglich davon, dass es den Menschen wichtig geworden ist, ihr Dabei-gewesen-Sein zu dokumentieren.

Bei Tonbändern kommt es jedoch darauf an, was drauf ist. Im Fall des Beatles-Mitschnitts ist die Qualität miserabel, und auch musikalisch waren die Beatles noch in der Findungsphase.  KLI