Patensohn hin oder her: Umdenken!

FLÜCHTLINGSHEIME

Die hässliche Affäre um LaGeSo-Chef Allert könnte eine schöne Konsequenz haben

Egal wen man fragte: Selbst Flüchtlingsrat und FachpolitikerInnen der Oppositionsparteien hatten über Franz Allert bisher kaum Negatives zu sagen. Dass der Leiter des für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständigen Landesamts für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) nun unter Verdacht steht, eine Firma aus diesem Geschäftsbereich bevorzugt zu haben, weil deren Geschäftsführer sein Patensohn ist, klingt deshalb beinahe absurd. Nicht nur, weil es bislang so fernlag, dem überkorrekt wirkenden Beamten Allert solche Bevorteilungen zuzutrauen. Auch hat der ehemalige Gründer und Immer-noch-Mitinhaber dieser Firma, Helmuth Penz, in den vergangenen Jahren oft bewiesen, dass er zum lukrativen Geschäftemachen solche Umwege nicht braucht.

Fakt ist aber auch: Keine Firma hat in den vergangenen zwei Jahren ihr Angebot an Flüchtlingsunterkünften so erweitern können wie die Gierso unter Leitung von Allerts Patensohn.

Fest steht: Der Behördenchef muss jetzt seine Zuverlässigkeit unter Beweis stellen, indem er nach Kräften die Fakten liefert, die die Vorwürfe gegen ihn aufklären können. Und genau damit schafft die peinliche Affäre die Grundlage dafür, die Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin neu aufzustellen.

Denn dass private Betreiberfirmen in diesem Business an Steuergeldern verdienen, die eigentlich dem Wohle der hier Schutz suchenden Menschen dienen sollen – indem sie etwa Stellen abrechnen, die nicht besetzt sind –, steht als Verdacht ganz ungeachtet der Affäre Patensohn schon lange im Raum. Dies grundsätzlich abzustellen, indem die Unterbringung von Flüchtlingen künftig ausschließlich gemeinnützigen Betreibern überlassen wird, könnte die schöne Konsequenz aus einer hässlichen Affäre sein.

ALKE WIERTH