Ein bisschen Gärtnern für den Frieden

GÖRLITZER PARK

Es müsste im Park mehr sportliche, spielerische, gärtnerische Nutzungen geben

Am Görlitzer Park in Kreuzberg gehört es zum Alltag, dass Polizeiwannen vorfahren und Razzien stattfinden. So viel Polizeipräsenz wie in dieser Woche ist dann aber doch ungewöhnlich. Innensenator Frank Henkel (CDU) will Handlungsfähigkeit demonstrieren. Ihm geht es um nichts weniger als seinen Ruf.

Nachdem der Besitzer einer Shisha-Bar an der Skalitzer Straße am vergangenen Samstag zwei Dealer nach einem Streit schwer verletzte, waren die Zeitungen voll von Überschriften, die dem CDU-Mann nicht gefallen haben dürften: „Polizei ohne Plan“, „Von den Drogenverkäufern als machtlos vorgeführt“. Also schwärmen die Beamten jetzt aus.

Es ist zu bezweifeln, dass der Henkel’sche Aktionismus an der Lage im Görlitzer Park nachhaltig etwas ändert. Die Erfahrung zeigt: Sind die Polizisten weg, beziehen die Dealer wieder Posten. Und es ist ja auch gut, dass die Polizei nicht jeden gleich wegsperren kann.

Was aber dann könnte den Park befrieden? Man muss in diesem Zusammenhang natürlich über Arbeitserlaubnisse für Flüchtlinge sprechen, auch über die Legalisierung von Cannabis. Doch diese Debatten sind zu groß und zu langwierig, um im Görlitzer Park in absehbarer Zeit etwas zu verändern.

Das Problem ist ja nicht, dass dort überhaupt Drogen verkauft werden, sondern die seit Jahren steigende Zahl der Dealer. Will man eine größere Mischung von Parknutzern und -besuchern, sollte man die Menschen aus den angrenzenden Kiezen wieder stärker an die Grünanlage binden. Ein Flohmarkt im Monat alleine wird da nicht reichen. Doch es gibt auch die Idee, mit Vereinen, Kitas und anderen Anwohnern ins Gespräch zu kommen und ihnen im Park langfristig Flächen zum Bepflanzen zuzuweisen. Für verschiedene Ecken des Parks könnte es mehr sportliche, spielerische, gärtnerische Nutzungen geben – die das Spektrum der ParkbesucherInnen wieder entsprechend verschieben.

Es ist die Aufgabe des Bezirks, gemeinsam mit den Leuten vor Ort ein solches Konzept zu entwickeln, statt wie bislang vor allem auf die Polizei, den Coffeeshop und die eigene Hilflosigkeit zu verweisen. ANTJE LANG-LENDORFF

Reportage SEITE 7, Leitartikel SEITE 10