WOCHENÜBERSICHT: KINDERHORT
: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen

Die Musikschule ist grundsätzlich ja eine prima Einrichtung. Kinder lernen Noten lesen, entwickeln soziale Praktiken unter ihresgleichen und beherrschen irgendwann vielleicht unter Umständen sogar ein Instrument. Das Problem ist nur: Welches Instrument? Die Übungsstunden an den coolsten unter den Klangerzeugern, Gitarre oder Schlagzeug zum Beispiel, sind oft lange im Voraus ausgebucht. Was übrig bleibt und – wohl auch mangels Alternativen – stets den Neuankömmlingen angedient wird, ist stets die Blockflöte. Doch der Teufel selbst hat hier Hand angelegt und mitgeschnitzt. Das kann jeder bestätigen, der jemals zu einem Musikschulkonzert geladen war. Quietschende Geigen und kreischende Oboen erinnern an den Gesang von Engeln im Vergleich zu den Absonderungen einer Blockflöte. Das Schlimmste aber: Das wird auch nicht mit viel Üben wirklich besser. Während Saxofon-SpielerInnen schon nach der ersten Übungseinheit ganz manierliche Töne aus dem Stahlgebilde pressen, verrutschen den armen Blockflöten-ProbantInnen selbst nach Jahren immer noch die schweißigen Fingerchen, dass sich den Zuhörern die Nackenhaare aufstellen. Kurz: So ein Musikschulkonzert ist gewöhnlich sanktionierte und staatlich subventionierte Massenfolter.

So wird das natürlich ganz und gar nicht sein beim heutigen Sommerfest der Musikschule Spandau auf und in der dortselbst gelegenen Zitadelle. Die Spandauer feiern, dass ihnen vor 775 Jahren, genau am 7. März 1232, von den Markgrafen Johann I. und Otto III. das Stadtrecht übertragen wurde. Also lautet das Motto der Musikschule: „775 Jahre Musik“. Passenderweise werden exakt 775 Singende und Musizierende auftreten und sogar eine Welturaufführung steht auf dem Programm: Die eigens komponierte „Spandau-Hymne“ wird heute erstmals vorgetragen.

Sommerfest der Musikschule Spandau „775 Jahre Musik“: Zitadelle Spandau, Samstag 11–19 Uhr. Eintritt frei