Museumskrise schwelt weiter

ZUSPRUCH Ambivalente Zahlen: Zwar hat das Altonaer Museum mehr Besucher zum vollen Preis – aber auch weniger, die nur den ermäßigten zahlen

Eine ausgeklügelte Didaktik hat das Altonaer Museum immer noch nicht

Das Altonaer Museum scheint zu boomen. Das legen jedenfalls auf den ersten Blick die Besucherzahlen nahe, die der Senat auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Andreas C. Wankum herausgegeben hat: 16.594 Menschen haben demnach bis Ende Juni das Haus besucht. Wenn es so weitergeht, könnten es bis Dezember über 33.000 werden. Das wären ungefähr so viele wie 2008 – lange vor der Spar- und Schließungsdiskussion, die Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) dem Museum im vergangenen Herbst bescherte.

Die Forderung Stuths, das Museum zum Jahresende dichtzumachen, um 3,5 Millionen Euro zu sparen, sorgte für beträchtliche PR: Rund 31.000 Besucher konnte das Haus 2010 insgesamt begrüßen – 3.000 mehr als im Vorjahr. Ob sie alle aus Solidarität kamen, erhellt die jüngste Senats-Statistik nicht. Entsprechende Vermutungen aber liegen nahe, immerhin hatten sich Tausende mit dem bis dato mäßig besuchten Haus solidarisiert. Und die beschlossene Schließung wurde vertagt.

Jetzt soll es ein Konzept für die hoch verschuldete Stiftung Historische Museen Hamburg richten, zu der neben dem Altonaer Haus auch das Museum der Arbeit, das Museum für Hamburgische Geschichte sowie das Helms Museum zählen. Am 17. August soll es sowohl im Stiftungsrat als auch im Kulturausschuss diskutiert werden. Die Option Schließung ist da keineswegs vom Tisch, denn die Krise des Altonaer Museums ist nicht gebannt.

Das lässt sich unter anderem daraus ersehen, dass die Zahl derer, die zum ermäßigten Preis hineingingen – also auch Kinder, die Hauptklientel – im Krisenjahr 2010 von 2.700 auf fast 7.000 stieg. Doch die Euphorie währte kurz: Bis Juni diesen Jahres kamen 1.210 solcher Weniger-Zahler. Mit Glück werden es Ende 2011 so viele gewesen sein wie 2009.

Eine schlecht besuchte Institution müsse sich fragen, ob sie eine zeitgemäße Strategie habe, hat Stuths Nachfolgerin, Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) gesagt. Als „verstaubt“ bezeichnete sie das Museum zwar nicht. Das leicht ermüdende Besucherinteresse könnte aber Hinweis auf einen fortbestehenden Reformbedarf sein. Denn ein klares Alleinstellungsmerkmal oder eine ausgeklügelte Didaktik haben die Altonaer immer noch nicht.

Das weiß auch Museumsleiter Torkild Hinrichsen: Dieser Stau, sagt er immer wieder, sei anhaltender Geldnot geschuldet. PS