GlobeGround fliegt in die Luft

Die Flughafengesellschaft will sich von ihrer Tochter GlobeGround trennen und sie möglicherweise zerlegen. 1.700 Mitarbeiter wollen sich gegen Lohneinbußen wehren

Dem Beispiel der Telekom folgen jetzt auch der Senat, das Land Brandenburg und der Bund: Die von ihnen getragene Berliner Flughafengesellschaft will ihre Tochter GlobeGround verkaufen, um Personalkosten einzusparen. Der Aufsichtsrat entschied gestern, den Verkauf seines Anteils in die Wege zu leiten. „Wir sehen in dem Verkauf eine neue Chance für GlobeGround, sich besser im härter werdenden Wettbewerb in der Branche aufstellen zu können“, begründete der Pressesprecher der Flughafengesellschaft, Ralf Kunkel, die Entscheidung. Mitbewerber seien im Schnitt 30 Prozent billiger, hieß es bei den Berliner Flughäfen.

Die GlobeGround gehört zu 51 Prozent der Berliner Flughafengesellschaft, 49 Prozent hält der Lufthansa-Konzern. Das Gemeinschaftsunternehmen stellt das Bodenpersonal der Berliner Flughäfen in Tegel und Schönefeld. Die Mitarbeiter kümmern sich um die Gepäckabfertigung, fertigen Maschinen ab und checken die Passagiere ein.

Die 1.700 Beschäftigten der GlobeGround sind in Alarmbereitschaft. „Es wird keinen ruhigen Sommerfahrplan geben“, prophezeit der für die Flughäfen zuständige Ver.di-Sekretär Michael Walter. „Wir halten alle Optionen offen.“ Die Gewerkschaft schließt auch Warnstreiks nicht aus. Es könne auch zur Urabstimmung und zum Dauerstreik kommen, so Walter zur taz. Ver.di hatte bis zuletzt an den Aufsichtsrat appelliert, den Verkauf zu stoppen und so den Erhalt der Arbeitsplätze sicherzustellen.

Noch ist unklar, wer sich als neuer Arbeitgeber um die GlobeGround bewerben wird. Doch die Mitarbeiter fürchten schlechtere Arbeitsbedingungen. Derzeit hätten die Beschäftigen zwar gültige Tarifverträge, sagt Walter. Nach einem Verkauf würden aber die Tarifbedingungen des Käufers gelten. Falls dieser gar keinen Vertrag mit den Gewerkschaften unterzeichnet habe, verlören die alten Tarifverträge nach einem Jahr ihre Gültigkeit. Ver.di fürchtet außerdem, dass die GlobeGround in Einzelteile zerlegt und an mehrere Unternehmen verkauft werden könnte. Damit könnten die Beschäftigten ihre Mitbestimmungsrechte verlieren.

Derzeit verhandelt Ver.di mit der Geschäftsführung der GlobeGround um neue Tarifverträge. Die Verhandlungen ziehen sich bereits seit September 2006 hin. GlobeGround möchte Personalkosten in Höhe von 10 Millionen Euro sparen, Ver.di ist nur zu einem Ablass in Höhe von 5 Millionen Euro bereit. Parallel zu den Tarifverhandlungen deutete die Muttergesellschaft im Winter erstmals an, sich von der GlobeGround zu trennen.

Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat warnten nach der Entscheidung gestern vor einem Qualitätsverlust der Flughafendienste. Die strukturellen und finanziellen Probleme der GlobeGround Berlin seien Folge einer falschen Unternehmenspolitik und würden auch durch einen Verkauf nicht gelöst.

ALE, DPA