Die Wildnis erleben – mitten in der Stadt

Falken im Rathausturm, Dachse im Unterholz, Guerilla-Gärten auf Brachen: Beim „Langen Tag der Stadtnatur“ ist für jeden etwas dabei. Das Großereignis, das die urbane Umwelt erfahrbar machen soll, ist bundesweit das erste seiner Art

Greifvögel in Pankow? Waschbären im Grunewald? Ein Guerilla-Garten in Mitte oder lieber Biotope auf dem ehemaligen Grenzstreifen? Die ganze Vielfalt der Berliner Natur kann an diesem Wochenende erkundet werden.

Am Samstag beginnt um 16 Uhr der erste „Lange Tag der Stadtnatur“. Das ist nicht nur für Berlin, sondern bundesweit eine Premiere: Erstmals stehen Flora und Fauna einer Metropole im Fokus eines Großereignisses. Über 400 Veranstaltungen an rund 160 Orten sollen die Aufmerksamkeit auf die urbane Umwelt lenken und beweisen, dass Stadt und Natur sich nicht ausschließen müssen.

Unterstützt wird das Projekt der Stiftung Naturschutz Berlin von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. „Hinterhöfe, Brachflächen, abgestorbene Bäume und Gründächer sind mehr als nur grün“, sagt Maria Krautzberger, die Staatssekretärin für Stadtentwicklung. Es handele sich dabei um Lebensräume für Tiere und Pflanzen, deren Einzigartigkeit nur selten bekannt sei.

Ein Blick ins Programm zeigt die Vielfalt des Angebots. In Pankow etwa geht es um Greifvögel, die in der Stadt nisten: Seit Mitte der 90er wohnt ein Turmfalkenpärchen zur Untermiete im Rathaus. Am Samstag um 16 Uhr führt eine Exkursion von der Wollankstraße zu den Falken.

Bei einer Führung rund um den Teufelssee im Grunewald kann man sich dagegen auf die Spur von Dachsen und Waschbären begeben. Am frühen Samstagabend, um 19.30 Uhr, startet die Führung des Naturschutzzentrums Ökowerk. Treffpunkt ist das Infozentrum Wasserwerk.

An der Invalidenstraße 42 haben Studierende vor sechs Jahren eine kleine Brache besetzt. Unter ökologischen Gesichtspunkten haben die selbsternannten „Gartenpiraten“ die Brache in eine Großstadtoase verwandelt. Ohne Unterstützung durch die Behörden ist mit viel Einsatz ein „Guerilla-Garten“ entstanden. Das Miniparadies kann während des gesamten Langen Tags besichtigt werden.

Zwischen dem Reinickendorfer Ortsteil Frohnau und Hohen Neuendorf steht einer von vier am Originalstandort verbliebenen DDR-Grenztürmen. Seit 1990 wird das Gebäude als „Naturschutzturm“ genutzt. Unter Aufsicht der Deutschen Waldjugend haben Jugendliche im umliegenden Gelände Bäume und Sträucher gepflanzt, sodass Biotope entstanden, die typisch für die märkische Landschaft sind. Am Samstag und Sonntag, jeweils ab 16 Uhr, können die Waldformen bei einer Wanderung erkundet werden.

Das Programmheft zum „Langen Tag der Stadtnatur“ liegt in den Bezirksbibliotheken sowie in den Umwelt- und Bürgerämtern aus und kann auch im Internet vollständig eingesehen werden. Tickets, die bis Sonntagabend zur Teilnahme an allen Veranstaltungen berechtigen, können in Kaiser’s-Filialen, vielen Biobäckereien und Neuland-Fleischereien, bei der Stiftung Naturschutz oder im rbb-Shop erworben werden. CATALIN GAGIU

Tickets 7 Euro, ermäßigt 4 Euro, Familienticket 14 Euro. Kinder unter 6 J. frei www.langertagderstadtnatur.de; www.stiftung-naturschutz.de