Währungsfonds plötzlich kopflos

IWF-Direktor de Rato tritt zurück. Die Demokratisierung des IWF steht zwar auf der Tagesordnung, wird aber bei der Neubesetzung des Chefpostens nicht erreicht werden

BERLIN taz ■ Völlig überraschend hat der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Rodrigo de Rato, für Oktober seinen Rücktritt angekündigt. Er wolle mehr Zeit für die Erziehung seiner Kinder, sagte er.

Traditionell stellen die Europäer den IWF-Direktor und die USA den Weltbank-Chef. Nachdem die US-Regierung gerade ihren Exhandelsbeauftragten Robert Zoellick zum Weltbank-Chef kürte, werden jetzt die Forderungen umso lauter, wenigstens beim IWF für eine offene Wahl zu sorgen. „Die europäischen Länder haben nun eine zweite Chance für eine Reform der internationalen Finanzinstitutionen“, sagte Peter Chowla vom IWF-kritischen Bretton Woods Project. Das Bundesfinanzministerium reagierte zurückhaltend. Man müsse sich erst mit den anderen europäischen Regierungen besprechen. „Geltender Stand ist jedenfalls, dass es einen ersten Zugriff gibt“, sagte ein Sprecher. Da die USA ihr Zugriffsrecht auf die Weltbank gerade ausgeübt haben, dürfte die Bereitschaft zurückzustecken gering sein.

Eine Demokratisierung des IWF steht schon seit längerem auf der Tagesordnung. Doch die Bemühungen stagnieren, weil USA und Europäer nicht zugunsten von Schwellenländern auf ihre überproportionalen Stimmrechte verzichten wollen.

Es gibt Gerüchte, de Rato, ehemals spanischer Finanz- und Wirtschaftsminister, strebe in seinem Heimatland eine politische Karriere an und wolle es damit seinem Vorgänger beim IWF, Horst Köhler, gleichtun. In Spanien stehen im nächsten Jahr Wahlen an. NICOLA LIEBERT