WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER
: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Eine ruhige Woche. Der Herbstsommer fordert uns Ruhe ab. Also werden Videos geschaut und Punk gehört. Am Mittwoch allerdings wird in der Zielona Gora ein Fass aufgemacht: Es geht um Rechtsextremismus bei und in den Gewerkschaften. Ein soeben erschienenes Buch nämlich zeigt, dass auch nationale Sozialisten und Antisemiten Platz bei den Gewerkschaften finden: Wenn „der Kapitalist“ so gezeichnet wird, wie ihn schon die Stürmer-Karikaturisten sahen, und diesem dann „Ungeziefervertilgungsmittel“ entgegengehalten werden, dann ist man doch irritiert. Auch Lafontaines Propaganda für eine saubere deutsche Wirtschaft ohne Ami-Gelder und Fremdarbeiter findet bei Gewerkschaften genauso viele Freunde wie bei der NPD. Doch die Ankündigung der VeranstalterInnen erstaunt, die lautet: „Zwei Autoren werden … über die Frage diskutieren, wie eine kämpferische Interessenvertretung der Lohnabhängigen mit einer klaren Ablehnung von standortnationalistischen und rassistischen Konzepten verbunden werden kann. Gleichzeitig wollen wir auch darüber diskutieren, ob ein Antifaschismus, der völlig losgelöst vom Kampf um soziale Interessen geführt wird, nicht in eine politische Sackgasse mündet.“ Wer hat denn von „völlig losgelöst“ gesprochen? Grenzt man sich schon vorher ab? Ebenfalls am Mittwoch wird im Hörsaal der Medizinischen Klinik auf dem Charité-Campus Mitte über „Die Charité im Nationalsozialismus und die Indienstnahme der Wissenschaft“ diskutiert. Das Wort „Indienstnahme“ verschleiert aber sehr, dass sich der Großteil der deutschen Mediziner der NSDAP begeistert anschlossen. Am Freitag dann rufen die Jungdemokraten/Junge Linke in Werftpfuhl zu einem Seminar über Überwachungsstädte und -staaten. Biometrische Reisepässe und Videoüberwachung werden das Thema sein.

Gewerkschaft: Zielona Gora, Grünberger Str. 73, Mi, 20 Uhr

Charité im NS: Charité, Sauerbruchweg 2,Mi, 17.30 Uhr

Überwachung: Werftpfuhl, Fr–So (Info: www.jungdemokraten.de)